> AdBlue-Verbrauch beim Wohnmobil

Darf’s etwas mehr sein?

06.03.2022
Bild & Text: Claus-Georg Petri

Wie viel AdBlue verbrauchen moderne Dieselmotoren in Wohnmobilen? Antwort gibt eine Leserumfrage von Reisemobil International. Hauptärgernis ist nicht allein der hohe Konsum des Zusatzstoffes.

Leser Thomas Beyer aus Kaarst machte sich in einem Brief an die Redaktion Luft:

„Seit März 2021 habe ich einen Knaus Vansation 650 mit dem Fiat-160-PS-Dieselmotor, Euro-6d-Temp und Neungang-Automatik. Entsetzt bin ich vor allem über den AdBlue-Verbrauch von vier bis fünf Litern auf 1.000 Kilometer. Nach spätestens 1.800 Kilometern nervt die Reserveleuchte des 19 Liter großen AdBlue- Tanks, obwohl er noch fast halb voll sein müsste.“

Und er merkte an: „Ein Freund von mir fährt einen VW Grand California 600, Baujahr 2020, mit 6d-Temp. Sein 177-PS-Motor verbraucht knapp einen Liter AdBlue auf 1.000 Kilometer.“

Reisemobil International bat daraufhin seine Leser, der Redaktion ihre Erfahrungen zum AdBlue-Verbrauch beim Wohnmobil mitzuteilen. Dank an die vielen Reisemobilisten, die dieser Bitte nachgekommen sind. Es ging dabei um zwei Fragen:

  1. Wie viel AdBlue verbraucht ein modernes Reisemobil?
  2. Ab wann zeigt die Reserveleuchte an, dass der Tankinhalt zur Neige geht?

Der Verbrauch variiert

Beides ist deshalb wichtig, weil Motoren ab der Schadstoffklasse Euro 6 ohne den Zusatzstoff nicht laufen. Sie sind mit einem SCR-Katalysator (Selective Catalytic Reduction) ausgestattet, der mit AdBlue hinter der Verbrennung die Stickoxidemissionen (NOx) begrenzt. So werden die strengen Vorgaben zur Luftreinhaltung erfüllt. Deshalb erhalten die Fahrzeuge eine Zulassungsgenehmigung.

Die verbrauchte Menge an AdBlue variiert: Auf Hochtouren, etwa bei besonders schneller Fahrt oder mit hoher Drehzahl einen Alpenpass hinauf, benötigt der SCR-Katalysator mehr AdBlue. Im Schnitt beträgt der Verbrauch laut Fachleuten drei bis fünf Prozent des Kraftstoffverbrauchs.

AdBlue ist kein Kraftstoffzusatz. Es handelt sich dabei vielmehr um eine Lösung aus Wasser und Harnstoff (siehe Definition) in einem Extra-Tank. Der muss regelmäßig nachgefüllt werden. Neuere Wohnmobile auf Citroën, Peugeot, Mercedes- Benz, Renault und VW/MAN verfügen schon länger über einen AdBlue-Tank. Fiat indes stattet den Ducato erst seit Modelljahr 2020 mit einer AdBlue-Einspritzung aus.

Besser frühzeitig tanken

Ohne diese Abgasreinigung hätte das beliebte Basisfahrzeug die Zulassung nach Euro-6d-Temp nicht erhalten. Fiat erklärt auf seiner Internetseite www.fiat.de dazu:

„Diese Technologie ermöglicht die Erfüllung der Anforderungen für die Dieselemissionen und erhält gleichzeitig den Kraftstoffverbrauch, die Fahrbarkeit, das Drehmoment und die Leistung für Ihr Fahrzeug.“

Der TÜV Süd rät deshalb, rechtzeitig nachzutanken:

„Geht AdBlue aus, kann der Fahrer den Dieselmotor im schlimmsten Fall nicht mehr starten. Dies kann (…) schon passieren, wenn die Reichweite des Gemisches auf weniger als 1.000 Kilometer sinkt.“

Wann aber ist rechtzeitig? Bei manchem Reisemobil jedenfalls früher, als viele Besitzer vermutet haben. Dieses Bild ergibt sich aus den Antworten der Leser von Reisemobil International.

Infobox

Das ist AdBlue

AdBlue ist der Markenname einer Flüssigkeit, die zu 32,5 Prozent aus Harnstofflösung und zu 67,5 Prozent aus demineralisiertem Wasser besteht. AdBlue entsteht bei der chemischen Reaktion von Ammoniak und Kohlendioxid. Zur Produktion von einem Liter AdBlue wird etwa ein Kilogramm Erdgas benötigt.

Der Einsatz von AdBlue reduziert den Ausstoß an Stickoxiden (NOx) bei einem Dieselmotor um bis zu 90 Prozent. Damit ist die wässrige Harnstofflösung ein effektives Mittel im Kampf gegen hohe Stickoxid-Emissionen im Straßenverkehr. AdBlue wird immer zusammen mit einem SCR-Katalysator eingesetzt. Dabei wird AdBlue in den Abgasstrom eingespritzt. Bei diesem chemischen Prozess entsteht Ammoniak, das mit den Stickoxiden reagiert, es bleiben Stickstoff und Wasserdampf.

Tragen Zapfsäulen oder Kanister das AdBlue-Logo oder ein Hinweis auf Norm ISO 22241, kann die Flüssigkeit bedenkenlos in den genormten Einfüllstutzen – meist zu erkennen am blauen Deckel – eingefüllt werden. Aufgepasst: AdBlue ist ätzend. Tropft etwas davon auf den Lack des Reisemobils, sollte es sofort mit Wasser abgewaschen werden.

Den Zusatzstoff AdBlue gibt es im In- und Ausland an Tankstellen und Werkstätten, in Super- und Baumärkten. Er kann von der Zapfsäule getankt werden oder ist abgefüllt in Kanister.

Tipp: An der Zapfsäule ist AdBlue deutlich billiger als aus dem Kanister. Grundsätzlich empfiehlt sich wegen der aktuell steigenden Preise, die Angebote zu vergleichen. Wichtig: Wird die Lebensdauer von AdBlue (ein Jahr) überschritten, sinkt die Wirksamkeit – die Abgaswerte verschlechtern sich. Das kann Fehlermeldungen nach sich ziehen.

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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