> Ladegerät und Wechselrichter im Wohnmobil als Kombigerät

Dreimal Doppelpack

25.05.2021
Bild & Text: Karsten Kaufmann

Leistungsstarke Kombigeräte aus Lader und Wechselrichter im Wohnmobil machen die Bordelektronik effizienter. Der ICC von Büttner Elektronik, der MultiPlus von Victron und der DSP 2012C von Dometic zeigen im Check, wie sie Landstrom und Batterieleistung optimal ausnutzen.

Power is nothing without control. In den 1990er Jahren stellte Fotografin Annie Leibovitz den Weltklassesprinter Carl Lewis auf hochhackige Schuhe, um für eine Reifenmarke diesen bemerkenswerten Slogan zu illustrieren. Leistung ist nichts ohne Kontrolle.

In modernen Reisemobilen offerieren immer leistungsfähigere Ladegeräte, Booster und Wechselrichter in Kombination mit ebenso beeindruckenden LiFePO4-Batterien bisher unerreichte Leistungsdaten. Auch Besitzer kompakter Fahrzeuge profitieren von der technologischen Entwicklung – noch nie war es so leicht, die Stromversorgung im Fahrzeug zu sichern.

Wer hierbei potente Einzelgeräte kombiniert, generiert eine kolossale Schnellladefähigkeit der LiFePO4-Batterien und profitiert zudem von deren Spannungsstabilität im Wechselrichterbetrieb – um nur zwei Vorteile zu nennen, die den Alltag im Camper sehr viel komfortabler gestalten.

Wer hingegen auf ein Kombigerät aus Sinus-Wechselrichter und Batterielader setzt, legt den Grundstein für hochattraktive Zusatzfunktionen, die eine Kombination von Einzelgeräten nicht erzielen könnte. Stichwort: Leistungskontrolle.

Grund genug für Reisemobil International drei beliebte Kombigeräte genauer unter die Lupe zu nehmen: den MT ICC 3000 SI-N von Büttner Elektronik, den Victron MultiPlus 12/3000/120-16 und den Sine- Power DSP 2010C von Dometic. Die Ladegeräte von Victron und Büttner offerieren einen gewaltigen Ladestrom von bis zu 120 Ampere, der Dometic feuert auf Wunsch mit immerhin bis zu 100 Ampere.

Im Wechselrichterbetrieb sind die Kennzahlen ähnlich beeindruckend: Der ICC liefert bis zu 3.200 Watt Dauerleistung, der Multi- Plus verspricht bis zu 2.500, der DSP 2.000 Watt. Alle Geräte stellen sich als leistungsfähigstes Flaggschiff ihrer 12-Volt-Serien vor. Wem schlankere Leistungsdaten genügen, greift zu einer kleineren Ausführung der Hersteller.

Büttner Elektronik ICC 3000 SI-N / 120A

Eingangsstrom limitieren

Kommen wir zum Mehrwert der Kombigeräte. Nicht jeder Landstromanschluss von Camping- oder Stellplätzen ist vernünftig abgesichert und ermöglicht 16 Ampere Eingangsstrom im Camper. Startet der Camper nun das Induktionskochfeld, den Wasserkocher oder die Klimaanlage, fliegt die Sicherung. Die Crux: In diesem Fall können kräftige Batterieladegeräte überhaupt nicht starten. Im dümmsten Fall bleiben die Bordbatterien leer.

ICC, MultiPlus und DSP bieten für das Problem probate Lösungen: Dank PowerBoost-Funktion lässt sich am ICC direkt am Gerät, oder bei der serienmäßigen Fernbedienung, der Eingangsstrom von 16 auf wahlweise drei oder sechs Ampere begrenzen. Auch der Victron MultiPlus bietet eine PowerControl- Funktion, allerdings benötigt man hierfür die optionale Fernbedienung – ohne die das Gerät ohnehin nicht vollständig ist.

Über ihren Drehschalter kann der Eingangsstrom in kleinen Schritten von 3,5 bis 16 Ampere justiert werden. Wer diese Feinjustierung am ICC wünscht, benötigt den optionalen ICC Info Control, ansonsten kann man, wie schon erwähnt, auf drei oder sechs Ampere reduzieren. Dometic liefert ein Bedienteil serienmäßig, am Drehregler lässt sich der Eingangsstrom von drei bis 16 Ampere vorwählen und somit die Power-Sharing-Funktion.

Im Test flossen bei maximal limitiertem Eingangsstrom (3A) beim ICC immerhin noch 42 Ampere Ladestrom in die Bordbatterien, beim Victron (3,5A) waren es immerhin 45,6 und beim DSP 28 Ampere (3A).

Unterbrechungsfrei

Kommen wir zu eigentlichen Leistungskontroll-Funktion der Kombigeräte. Victron nennt sie PowerAssist, bei Büttner ist sie Teil der PowerBoost-Funktion, Dometic spricht vom Power-Sharing-Modus. In diesen Modi unterstützt der Wechselrichter einen zu schwachen Eingangsstrom von Generator oder Landstromanschluss.

Benötigt der Camper im Fahrzeug mehr Strom, als der limitierte Landstrom fähig ist zu liefern, feuert der Wechselrichter die benötige Strommenge aus den Bordbatterien zu. Damit dies möglichst unbemerkt und somit unterbrechungsfrei gelingt, synchronisieren die Geräte beide Stromquellen zunächst völlig unbemerkt im Hintergrund.

Victron EnergyMultiPlus 12/3000/120-16

Szenario 1: Der Camper muss den Eingangsstrom des wackligen Landanschlusses auf besagte drei Ampere limitieren. Sind aktuell keine Verbraucher angeschaltet, nutzt das Batterieladegerät die komplette Energie zum Laden der Bordbatterien. Startet nun im Fahrzeug die Kaffeemaschine oder ein Fön, würde der limitierte Landstrom womöglich nicht für deren Betrieb ausreichen. Da im Vorfeld ICC, MultiPlus und DSP die Phase von Landstrom und ihrem integrierten Wechselrichter synchronisiert haben, können sie nun nahtlos starten und den benötigten Mehrbedarf aus den Bordbatterien saugen. Benötigten die Geräte weniger Strom für die Verbraucher, erhöht sich die Ladeleistung des Batterieladegeräts wieder.

Szenario 2: Der Landstrom fällt komplett aus, während die Geräte in ihrem Power- Kontroll-Modus sind. In diesem Fall stoppt der ICC die 230-Volt-Versorgung für Verbraucher im Fahrzeug vollständig, um sicherzustellen, dass der Ausfall im Fahrzeug bemerkt wird. Hintergrund: So erhält der Nutzer des Geräts ein klares Feedback, dass die 230-Volt-Grundversorgung vom Landstrom ausgefallen ist. Zudem garantiert diese Regelung, dass bei Arbeiten im Fahrzeug bei ausgestecktem Landstrom niemals Strom im Netz (Steckdosen) sein kann.

Dometic SinePower DSP 2012C

Smarte Regelung

Die UPS-Funktion des Victron Multiplus oder des Dometic USP hält die Stromversorgung tatsächlich auch in dem Moment aufrecht, wenn der Landstrom urplötzlich ausfällt. Dem Victron gelingt dies unterbrechungsfrei, dem Dometic immerhin fast. Für einige Anwendungen sicherlich ein Vorteil – läuft allerdings ein großer Verbraucher jetzt komplett auf Batteriestrom, sollte für ein gewisses Spannungsniveau eine Abschaltung programmiert sein.

Sonst sind die Bordbatterie ruckzuck leer. Fließt wieder Strom über den Landstromanschluss, regeln MultiPlus und DSP den Inverter übrigens wieder runter und versorgen die Verbraucher ausschließlich über Landstrom.

Wichtig: Diese Option besteht nur, wenn der Eingangsstrom im Menü nicht von 16 Ampere heruntergeregelt wurde. Wer die 16 Ampere nicht limitiert, sollte daran denken, den Ladestrom passend zu den Batteriekapazitäten einzustellen, denn ansonsten liefert das Ladegerät volle 100 Prozent – im Fall des Victron MultiPlus satte 120 Ampere. Diese Justierung muss bei Verwendung von kleineren Batterien ohnehin vorgenommen werden, um diese nicht durch einen zu hohen Ladestrom zu schädigen.

Fazit

Wer einen leistungsfähigen Lader und Wechselrichter im Wohnmobil wünscht, sollte unbedingt einen Blick auf eines der Kombigeräte werfen. Die Geräte offerieren eine Vielzahl interessanter Zusatzfunktionen. Für den Stellplatz extrem hilfreich präsentiert sich die Reduzierung des Eingangsstroms und somit die Gefahr, dass die Sicherung der Campingstromsäule permanent fliegt. Damit beim Anschalten von großen 230-Volt-Verbrauchern stets genug Energie zur Verfügung steht, schieben alle drei Geräte im Test über den Wechselrichter unbemerkt die nötige Restenergie zu.

Beim Blick auf die Fähigkeiten der integrierten Wechselrichter bleibt der Multiplus 12/3000 von Victron nur minimal hinter den versprochenen 2.500 Watt zurück. Das insgesamt recht leistungsfähige Gerät erlaubt vielfältige Einstellungen, diese müssen allerdings meist recht umständlich über Software und Interface vorgenommen werden, der recht hohe Standby-Verbrauch überzeugt nicht. Sein Pluspunkt: Er hält beim Ausfall des Landstroms die Verbraucher an Bord unterbrechungsfrei am Laufen.

Der Wechselrichter des Dometic SinePower 2012C liefert exakt die versprochene Dauerleistung in Watt von 2.000 Watt. Sein 100-Ampere- Lader lässt sich nicht problemlos auf LiFePO4-Ladekennlinien einstellen, die Netzvorrangschaltung funktioniert nur beim vorgewählten Eingangsstrom von 16 Ampere – ein großes Manko. Das Bedienpanel mit etwas zickigen Touch-Knöpfen, der rauh laufende Ventilator und simple Stromanschlüsse schwächen das Gesamtbild.

Die rundum souveränste Leistung für den Einsatz im Reisemobil zeigt der ICC 3000 SI-N/120 von Büttner Elektronik. Vom Start weg unterstützt das hervorragende Manual mit sehr guten Schaltplänen und Erklärungen. Kennlinien aller gängiger Batterietypen lassen sich problemlos vorwählen, die Bedienung am Gerät oder Fernbedienung ist kinderleicht. Der ICC-Wechselrichter ist der mit Abstand leistungsfähigste im Test. Ein Tipp für anspruchsvolle Reisemobilisten.

Redaktion
Karsten Kaufmann
Karsten Kaufmann ist seit 2007 bei der Reisemobil International und ist Experte für Praxis und Zubehör.
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