> Reise Italien im Winter

Immer den Stiefel runter

17.02.2017
Text: Camping, Cars & Caravans | Bild: Metropolico, Martin Vogt, Mathias Piontek, Claus-Georg Petri

Wer keinen Matsch mag, vor Schnee und Kälte lieber flüchtet, findet in Italien heimelige Orte. Top-Tipps vom Gardasee über Venedig, Florenz und Rom bis Neapel.

Der Grat ist schmal. Manch ein Urlauber mag die Einsamkeit am winterlichen Strand, wo im Sommer Liegestuhl an Liegestuhl steht, als romantisch empfinden. Andere denken dabei an Langeweile. Wo aber können Wintermuffel ihren Urlaub möglichst schnee- und kältelos verbringen? Wie wär’s mit Italien? Das Land jenseits der Alpen lockt eher mit silbriger Wärme denn mit Schmuddelgrau – und im Winter mit uralter Kultur, die im Sommer von Touristen regelrecht belagert ist.

Auf also an den Gardasee, nach Venedig und Florenz über Rom bis hinunter nach Neapel. Klar, längst nicht alle Campingplätze haben geöffnet. Dafür dürften sich Wohnmobil-Stellplätze finden, die im Sommer vielleicht gar keine sind.

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Gardasee mit dem Wohnmobil

Freilich, auf dem Weg zum Gardasee bleibt der Winter zunächst treuer Begleiter. Der direkte Weg führt über den Brennerpass, über den die Grenze zwischen Österreich und Italien verläuft – auf 1.370 Metern über NN. Rechts und links flankieren hohe Berge Südtirols die Straße gen Süden. Da sind, selbst wenn die Sonne lockt, Winterreifen gefragt, und Schneeketten gehören zumindest an Bord, je nach Schnee sogar auf die angetriebenen Räder. Doch die Fahrt wird in der Regel zunehmend griffiger.

Tipp: Genau 165 Kilometer hinter dem windumtosten Pass ist Rovereto erreicht. Wer hier von der Autobahn 22 abfährt, rollt wenige Minuten später durch Nago. Dort eröffnet sich ein erster Blick auf den winterlichen Gardasee, den die Italiener Lago di Garda oder Benaco nennen.

Von Nago ist es nur ein kurzer Abstieg nach Torbole. Der im Sommer bei Windsurfern so beliebte Ort ist die erste Station direkt am See.

Hier heißt es, sich zu entscheiden: Die enge, romantische Gardesana Est oder die noch engere, dafür aber noch romantischere Gardesana Ovest. Ob entlang des Ost- oder Westufers – auf beiden Straßen erlebt der Urlauber, wie der See sich gen Süden allmählich vom alpin und damit winterlich geprägten See in ein zunehmend mediterranes, zumeist schneefreies Gewässer wandelt.

Diesmal soll’s über das Ostufer gehen. Wintersportlern ist der Monte Baldo bekannt, an dessen Fuß das Städtchen Malcesine liegt. In dem wurde einst Johann Wolfgang von Goethe zunächst fast gefangen genommen, eröffnete aber der Legende nach dem Städtchen eine neue Einnahmequelle durch den Tourismus. Hier einfach mit der Seilbahn nach oben fahren, und schon ist wieder Winter angesagt.

Wer unten bleibt, erreicht nach wenigen Kilometern erst Garda, dann Bardolino, Lazise und schließlich Sirmione mit seiner Landzunge und den berühmten Grotten des Catull. Der Straßenverkehr wird mediterraner, auch der See – faszinierend, seine Charaktere.

Aber stimmt schon: So richtig kuschelig ist es zwischen Rovereto und Sirmione im Süden des mit 370 Quadratkilometer Fläche größten Sees Italiens im Winter nicht. Im kältesten Monat Januar misst die maximale Temperatur sechs und die minimale null Grad. Spürbar wärmer wird es erst in den folgenden Monaten. Das Wasser im See misst im Januar und Februar übrigens gerade mal acht Grad – hier schwimmen nur Hartgesottene. Dennoch: Angesichts der fünf Regentage im Januar und den täglichen drei Sonnenstunden bleibt genug Zeit für gemütliche Spaziergänge mit anschließendem Cappuccino im Café einer historisch interessanten Kleinstadt. Und tatsächlich haben Stellplätze am Gardasee ganzjährig geöffnet, etwa in Sirmione und in Peschiera del Garda.

Stellplatz-Tipp Peschiera del Garda:
Area Camper Al Porto, Tel.: 0039-457/5518584, www.areacamperpeschiera.it
Stellplatz-Tipp Sirmione:
Area Sosta Camper Lugana Marina, Tel.: 0039-030/9904192, www.camperparksirmione.com
Parkplatz 1, Tel.: 0039-030/916539, www.comune.sirmione.bs.it

Venedig mit dem Wohnmobil

Nach diesem Zwischenstopp öffnet sich die Poebene. Von Sirmione sind es mit dem Wohnmobil über die Autobahn gerade mal 153 Kilometer bis zum nächsten Ziel: Venedig ist nach zwei Stunden Fahrt nach Osten erreicht.

Deutlich macht sich in der Lagunenstadt der Einfluss der Adria bemerkbar. Die Luft schmeckt zwar milder, dafür salziger. Und auch hier sind im Januar Schal, Handschuhe und warme Kleidung nötig.

Aber dann, schön eingemummelt, eröffnet sich ein Traum. Venedig, wie es sich Urlauber im Sommer und Herbst nie zu erhoffen wagen, in märchenhafter Stimmung, eingebettet in Stille, die gelegentliche Nebelschwaden noch zu vertiefen scheinen. Markusplatz und Dogenpalast ohne Menschentrauben, Gassen, in denen die eigenen Schritte widerhallen, Vaporettos und Gondeln, die stets Sitzplätze bereithalten.

Der Weg in diese einmalige Szenerie ist denkbar kurz – vom eigenen Wohnmobil aus. Schließlich findet das mobile Zuhause auf dem Großparkplatz Tronchetto, gerade mal zwei Kilometer vom Zentrum entfernt, ganzjährig eine Stellfläche. Beruhigend bei der nicht unbedingt heimeligen Atmosphäre: Das Gelände ist nachts beleuchtet.

Wer den Aufenthalt auf einem Campingplatz bevorzugt: Der einzige Platz, der im Großraum Venedig ganzjährig geöffnet hat, ist Camping Fusina. Er liegt westlich der Lagunenstadt im gleichnamigen Ort. Tipp: Von dort pendelt ein Vaporetto der blauen Linie im steten Takt hinüber nach Venedig.

Stellplatz-Tipp Venedig:
Tronchetta Bus Parking, Isola Nova del Tronchetto, Tel.: 0039-041/5207555, www.veniceparking.it

Campingplatz-Tipp:
Camping Fusina, Via Moranzani, 93, I-30176 Fusina, Tel.: 0039-041/5470055, www.campingfusina.it/de

Infobox

Die Reise geht weiter in Richtung Süden in die Toskana. Zunächst Florenz, San Gimignano und Siena. Über Rom in die Region um Neapel. Gespannt? Den vollständigen Reisebericht Winter in Italien finden Sie in Reisemobil International Ausgabe 01/2017.

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