> Kevelaer in Nordrhein-Westfalen

Zu Gast bei Maria

15.03.2023
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Wallfahrtsstadt Kevelaer

Als einer der wichtigsten Marienwallfahrtsorte Deutschlands zieht Kevelaer Besucher aus aller Welt an. Zu ihnen gehören auch Reisemobilisten, die hier ein für sie weitaus größeres Angebot finden als die vier Stellplätze.

Weit über die eigenen Grenzen hinaus ist Kevelaer bekannt. In das Städtchen am Niederrhein pilgern seit nunmehr 380 Jahren Menschen und erheben Kevelaer damit zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte Deutschlands, womöglich sogar Nordwest-Europas. Doch nicht immer steht die Religion im Zentrum des Interesses: In Kevelaer lassen sich Kultur und Erholung gut miteinander kombinieren. So wählen Naturliebhaber aus vielen Wander- und Radrouten ihre Tour aus und lernen dabei die typisch niederrheinische Landschaft kennen. Außerdem birgt die Stadt selbst viele Schätze um ihre Gotteshäuser herum. Zwar lockt der Kapellenplatz mit seinem besonderen Flair Besucher an, die bummeln aber auch gern durch die vielen kleinen Geschäfte. In einem Café und Restaurant genießen Gäste einen Imbiss. Stadt- und Themenführungen informieren über Geschichte und Besonderheiten Kevelaers.

 

Gesund: In Kevelaer treten Gäste gern Wasser oder atmen im Solegarten St. Jakob tief durch.

Tipp: Obendrein bietet der Solegarten St. Jakob mit dem begehbaren Gradierwerk in Muschelform Kneipp-Anlagen, Atemwegs- und Fitness-Parcours sowie ein Informationsgebäude. Dank dieser Vielfalt hat sich eine interessante Wechselwirkung entwickelt: Reisemobilisten steuern Kevelaer gern an. Den Wert der mobilen Gäste haben die Verantwortlichen erkannt und für sie die nötige Infrastruktur eingerichtet. Gleich vier Stellplätze für insgesamt 270 Fahrzeuge im und um das Stadtgebiet belegen: Reisemobilisten sind hier willkommen.

Reisemobilhafen Den Heyberg, Im Auwelt 45, Tel.: 0162/1655880, www.reisemobilhafen-den-heyberg.de

Obendrein schreibt die Stadt vom 28. bis 30. April 2023 die Niederrheinischen Reisemobiltage aus. Dann dreht sich wieder alles um die Sehenswürdigkeiten Kevelaers – und die Vorzüge, welche die Wallfahrtsstadt Reisemobilisten zu bieten hat. Tipp: Ihr Fahrrad sollten mobile Gäste mitbringen, schließlich ist der Niederrhein angenehm flach. Außerdem lässt sich vom eigenen rollenden Zuhause aus die Stadt gut im Sattel kennenlernen, erst recht dann, wenn der Stellplatz etwas außerhalb gewählt wird.

Wer sich auf Kevelaer einlässt, der merkt schnell, dass ihn Maria und das Flair, wie es nur ein Wallfahrtsort entwickelt, auf Schritt und Tritt begleitet. Kein Wunder, reichen doch die Wurzeln der Marienerscheinung bis in den Dreißigjährigen Krieg zurück. Kurz vor Weihnachten 1641 vernahm der Handelsmann Hendrick Busman in der Kevelaerer Heide nahe eines Hagelkreuzes eine Stimme: „An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen.“ Als er diese Worte an zwei weiteren Tagen an diesem Ort hörte, stand sein Entschluss fest. Obwohl er nur wenig Geld besaß, baute er ein Heiligenhäuschen.

Aber nicht irgendeines: Seine Frau Mechel hatte eines Nachts in einer Erscheinung die Kapelle mit einem Marienbild vor sich gesehen. Das Bild von „Unserer Lieben Frau von Luxemburg“ hatten zuvor zwei Soldaten versucht, an Mechel zu verkaufen – erfolglos. Nach dem Traum suchte sie nach den beiden und kehrte samt Marienbild zurück. Im Jahr 1642 setzte Hendrick Busman, er ist übrigens als Skulptur in der Stadt verewigt, das Bild in einen Bildstock in der Gnadenkapelle ein. Dort ist es bis heute geblieben.

Das Gotteshäuschen steht am Kapellenplatz, dem Herz und religiösen Zentrum der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Der sechseckige Kuppelbau birgt besagtes Gnadenbild Consolatrix Afflictorum. Diese heutige Gnadenkapelle wurde anno 1654 so um den ursprünglichen Bildstock herumgebaut, dass Gläubige ganz nah an dem Bild vorbei pilgern können.

Anziehungskraft: Das Gnadenbild lockt tausende Pilger nach Kevelaer. Sie bewundern auch die Deckenmalerei der Basilika.

Die Kuppel hat Friedrich Stummel ausgemalt. Er hat auch die Bodenmosaike entworfen, verlegt hat sie der venezianische Künstler Gobbo. Dieses Bauwerk wirkt wie ein Magnet. Tatsächlich pilgern Menschen aus aller Welt hierher, suchen Trost, beten und zünden Kerzen an. Andere genießen eine Auszeit und lassen sich von der besonderen Atmosphäre verzaubern. Die prägt auch die Kerzenkapelle Sankt Michael, die älteste Kirche am Kapellenplatz, erbaut von 1643 bis 1645. Sie erhielt ihren Namen durch die vielen Kerzen, die im Innenraum und draußen am Seitenschiff der Kirche brennen. Im Inneren sind vor allem die Kerzen der Prozessionen zu bewundern, die Pilgergruppen mitbringen. In einer Wallfahrtszeit vom 1. Mai bis 1. November sind das mehr als 300 Kerzen. Andenkentäfelchen, Wappen- und Danksagungsschilder zeigen die Tradition der Wallfahrt. Tipp: Hier findet sich sogar eine Plakette von Friedrich Wilhelm IV. aus dem Jahr 1833.

Die Marienbasilika ist die größte Wallfahrtskirche der Stadt.

Doch die beiden genannten Kapellen sind nicht die einzigen sakralen Bauten am Kapellenplatz. Die Marienbasilika wurde 1923 zur Päpstlichen Basilika erhoben. Erbaut wurde sie von 1858 bis 1864. Ihr 90 Meter hoher Turm stammt aus dem Jahr 1884 und ist schon aus weiter Entfernung zu erkennen. Besonders eindrucksvoll sind die Malereien im Innenraum und die drei Bronze-Portale. Erstaunlich ist die große Apokalypse über dem Haupteingang. Herausragend ist die Orgel der Basilika. Mit 135 Registern ist sie die größte deutsch-romantische Orgel der Welt. Faszinierend sind die unterschiedlichen Größen der Orgelpfeifen. Die kleinsten Pfeifen messen gerade mal zehn Zentimeter, die Größten erreichen eine Höhe von 14 Metern. Erbaut wurde das Instrument von 1905 bis 1907 von der Orgelbaufirma Seifert.

Neben dieser Wallfahrtskirche befindet sich der Zugang zum Brunnenhof. Umschlossen von Basilika, Beicht- und Sakramentskapelle strahlt er Geborgenheit aus. Natürlich birgt er einen Brunnen. Auch die Schutzpatronin der Bergleute, die Heilige Barbara, steht im Brunnenhof – neben Lore und Grubenlicht. Zwei weitere Gebäude umfassen das kirchliche Zentrum am Kapellenplatz: Das Forum Pax Christi von 1981 ist die jüngste Kapelle am Kapellenplatz. Sie wurde speziell für Gottesdienste unter freiem Himmel konstruiert. Im Jahr 1999 wurde der Innenraum zusätzlich durch ein transparentes Glasdach geschützt. Das Priesterhaus ist das älteste Steingebäude am Kapellenplatz. Das ehemalige Kloster von 1647 ist heute Pfarrhaus der Kirchengemeinde St. Marien und Sitz der Wallfahrtsleitung.

Atmosphärisch: Der Arche-Noah-Brunnen im Zentrum ist ein beliebter Treffpunkt.

Doch es geht auch weltlich zu in Kevelaer. Das Alte Rathaus fußt auf einem Grundstein aus dem Jahr 1902. Bereits ein Jahr später war das Gebäude fertig, und die damalige Gemeindeverwaltung zog ein. Hauptsitz der heutigen Verwaltung ist das neue Rathaus, entstanden in den 1960er-Jahren vis-à-vis. Nach wie vor jedoch befindet sich das Trauzimmer im Alten Rathaus. Tipp: Im Sessel des Standesbeamten hat schon Mutter Teresa gesessen, als sie 1987 Kevelaer besuchte.

Der Kevelaerer Wasserturm wurde 1905 im Jugendstil erbaut. Mit einem Fassungsvermögen von 450 Kubikmetern versorgte er die Wallfahrtsstadt lange Zeit mit dem lebensnotwendigen Nass. Heute dient er den Stadtwerken Kevelaer als Bürogebäude. Den Kevelaerern ist der 54 Meter hohe Turm ans Herz gewachsen, hat sich zu einem Wahrzeichen entwickelt und prägt die Skyline der Stadt. Im Herzen Kevelaers steht auch das Niederrheinische Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte, einer der größten Museumsbauten am Niederrhein. Diese Bildungsstätte dokumentiert außer der bäuerlichen und bürgerlichen Sachkultur das alte Handwerk, die Volksfrömmigkeit, das Schützenwesen, die Regional- und Ortsgeschichte und präsentiert kunsthandwerkliche Erzeugnisse der Druckgrafik und der Keramik. Herausragende Bestände betreffen die Niederrheinische Irdenware, eine umfangreiche Kupferstichsammlung und obendrein eine besondere Spielzeugabteilung.

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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