> Erdgas Iveco-Daily

Aus Freude am Tanken

17.10.2018
Text: Camping, Cars & Caravans | Bild: Randolf Unruh

Der Diesel ist in Verruf, der Elektroantrieb taugt noch lange nicht für weite Reisen. Wie wär’s mit Gasantrieb? Den gibt’s bei Fiat und Iveco, dort im Daily mit großer Variantenvielfalt.

Maximal fünf Tanks mit 196 Liter Volumen (31,6 Kilogramm) drängen sich rund um die kräftigen Längsträger des Chassis beim Iveco Daily 35 S, der im Test als Kastenwagen vorfährt. In diesem Fall ist es ein Tank weniger, denn die optionale Luftfederung kostet bei dieser Radstandsvariante Platz im Untergrund. Macht 168 Liter oder 27,1 Kilogramm Gas. Und schon beginnt  das Grübeln: Gut 250 Kilometer misst die heutige Tour. Der Transporter ist wie ein anständiges Reisemobil auf 3,5 Tonnen ausgeladen. Und die Route anspruchsvoll, neben einer Handvoll deftiger Steigungen im Nordschwarzwald zählt eine Vollgas-Etappe zu den Aufgaben. Reicht der Vorrat? Denn Gastankstellen sind hier in der Provinz eher dünn gesät. Gut also, dass der Erdgas-Daily zusätzlich 14 Liter Benzin mitführt. Für Notfälle, und mehr sollte es angesichts der mickrigen Leistung von 60 kW (82 PS) im Benzinbetrieb auch nicht sein.

Das Verhalten des Gasmotors ist außergewöhnlich. Bilden anderswo eher schwachbrüstige Benziner die Plattform, so formt hier der altbekannte Dreiliter-Diesel eine höchst tragfähige Basis. Nicht nur die Daten mit 100 kW (136 PS) Leistung und 350 Newtonmeter Drehmoment klingen überzeugend, auch das niedrige Drehzahlniveau. Und so fährt hier ein Unikat, der einzige Transporter dieser Gewichtsklasse mit Gas- und Hinterradantrieb. Rund 8.000 Euro beträgt der Mehrpreis zum gleich starken Diesel laut Liste, in der Realität sind es eher 5.000 Euro.

Wie sich der Iveco Daily mit Gas-Antrieb im Stadtverkehr und auf der Landstraße verhält und ob der Tank für die 250 Kilometer auch tatsächlich gereicht hat, lesen Sie im Testbericht in der November-Ausgabe 2018 von Reisemobil International.

Erdgas/CNG: Versorgung, Emissionen und Varianten

Schweden, die Benelux-Staaten, Deutschland, die Schweiz, Österreich und Tschechien sowie Italien: Auf der Europakarte der Erdgas-Tankstellen gibt es einen klar definierten Streifen von Nord nach Süd mit einem ordentlichen bis dichten Versorgungsnetz.

Anderswo sieht es mau aus: Angesichts von etwa 60 Erdgastankstellen in Frankreich und rund 50 in Spanien verlangen Reisen in diese Länder nach strategischer Planung. Und beim Daily nach einem gefüllten Benzintank als Überbrückungsreserve für Notzeiten. In Großbritannien leben Erdgasfahrer genauso in der Diaspora wie in Mittelost- und Südosteuropa.

Im vergangenen Jahr kam VW mit einer CNG-Initiative um die Ecke, gemeinsam mit Tankstellenbetreibern und Netzanbietern. Nach Vorstellung des Konsortiums soll sich die Zahl der CNG-Zapfstellen in Deutschland bis zum Jahr 2025 von rund 900 auf 2.000 Stationen verdoppeln, die Population der CNG-Autos gar auf eine Million verzehnfachen.

Und man möge bitte nicht mehr von Erdgas sprechen, denn dieses Wort deutet auf fossile Brennstoffe hin. Biogas tut’s mindestens genauso gut, selbst aus überschüssiger Windkraft lässt sich per Elektrolyse Gas gewinnen und ins Netz einspeisen. CNG (Compressed Natural Gas) umschreibt sämtliche dieser Gasvarianten und ist deshalb der Begriff der Stunde.

Während die Steuervorteile für Autogas (LPG) in den kommenden fünf Jahren stufenweise auslaufen, hat die Bundesregierung die Vorteile für CNG deutlich verlängert. Erst ab 2024 werden sie innerhalb von zwei Jahren abgeschmolzen. Die Vorzüge von CNG liegen auf der Hand: Von Hause aus liegen die CO2-Emissionen niedriger, bei Verwendung von Biomethan sinken sie – „well to wheel“ über den gesamten Prozess einschließlich Gewinnung des Treibstoffs betrachtet – nochmals deutlich in Richtung des Niveaus von Elektrofahrzeugen. Über Rußpartikel muss sich bei CNG niemand Gedanken machen, ein Dreiwege-Katalysator genügt vollauf als Abgasreinigung.

Iveco Daily CNG: Modellvarianten

Es gibt nicht nur einen einzigen Daily mit Erdgasmotor, zur Wahl steht eine umfangreiche Flotte. Die kürzeste Variante fällt mangels Platz für Gastanks aus, aber den vergleichsweise leichten S-Daily gibt es als 3,5-Tonner als Kastenwagen in drei Längen und drei Höhen. Noch breiter ist das Angebot der stämmigen C-Baureihe mit Zwillingsbereifung und kräftiger Vorderachse. Zulässige Gesamtgewichte von 3,5 und 4,2 und 5,2 sowie 6,5 bis hinauf zu 7,0 Tonnen, bis zu vier Längen und drei Höhen – ein Komplettprogramm. Daily S und C gibt es ebenfalls als Fahrgestell mit Fahrerhaus und als Doppelkabine. Bis zu sechs Radstände, 3,5 bis 7,2 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht – die Auswahl ist noch größer. Und dann gibt es in beiden Fällen noch die Wahl zwischen Sechsgang-Schaltgetriebe und Achtgang-Automatik.

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