> Chausson Flash C714GA im Test

Für die autarke Familie

20.07.2016
Bild & Text: Claus-Georg Petri

Zwei Doppelbetten, eine zum Bett umbaubare Volldinette, dazu Stauraum satt und eine Bordtechnik, die freies Stehen gestattet – da schlägt das Herz von Eltern und Kindern höher. Auch beim Einsatz in der Praxis?

Chausson tut etwas für den Nachwuchs. Für Familien mit bis zu vier Kindern ist das Alkovenmobil C714GA ausgelegt: Alkovenbett, Doppelbett quer im Heck auf riesiger Garage (217 Zentimeter breit, 144 tief, 126/111 hoch), dazu eine Volldinette, die sich zum Doppelbett umbauen lässt.

Der Flash hat als Basis einen Ford Transit und ist 7,19 Meter lang. Dabei setzt Chausson ein Spezial-Flachbodenchassis von Ford ein, dessen Heckspur breiter ist als die vordere. Dieser Kniff soll die Wankneigung verringern.

Alkovenmobile des Jahrgangs 2016 gibt es von Chausson übrigens nicht in der Baureihe Welcome. Dass der Hersteller auf gleich vier Modelle setzt, mag verwundern: Alkovenmobile seien nicht gefragt, heißt es. Stimmt, die Masse der Kunden kauft Teilintegrierte, Kastenwagen, Integrierte.

Dennoch ist der mobilbegeisterte Nachwuchs nicht ausgestorben. Immerhin rangiert die Produktion der Fahrzeuge mit dem Schlafgemach über dem Fahrerhaus seit 2010 stetig bei sieben Prozent zwischen 2.500 und knapp 3.000 Einheiten – Tendenz: steigend.

Schlafen

Vielleicht erhöht sich der Anteil noch dank der ausgefallenen Grundrisse und pfiffigen Details, für die Chausson gemeinhin bekannt ist. Maßgeblich für das Attribut Familienmobil sind im C714GA die Betten. Das im Alkoven misst 152 mal 200 Zentimeter. Die Matratze ist nur sieben Zentimeter dick. Sie ist relativ hart, liegt ohne Lattenrost auf einer glatten Fläche – und ist trotzdem bequem: Hier lässt es sich gut schlafen. Zwei LED-Lampen erhellen die Bücher zweier Reisender. Direkt neben dem Alkovenbett laden zwei USB-Steckdosen Smartphone und Tablet in Griffnähe.

Das quer auf der Garage eingebaute Heckbett ist 140 mal 212 Zentimeter groß. Seine neun Zentimeter dicke Matratze erweist sich ebenfalls als bequeme Liegefläche. Der Einstieg durch eine Platte, die das Herausfallen aus dem Bett verhindern soll, ist nur 46 Zentimeter breit – für groß Gewachsene zu schmal. Und: Die vordere Kante des Möbels ist wegen der relativ dünnen Matratze zu hoch und stört beim Ausstieg aus dem Bett empfindlich.

Sitzgruppe

Das mittlere Bett lässt sich aus Kissen auf Tischplatte und Sitztruhen der Dinette puzzeln. Diese Liegestatt ist aber eher ein Notbett. Tagsüber dient sich die Volldinette auf der Fahrerseite einer vierköpfigen Familie an. Große Menschen sollten sich in Fahrtrichtung platzieren: Hier misst die Sitztiefe 42 Zentimeter, gegenüber nur 38. Eine weitere Sitzmöglichkeit an der Querseite des 106 mal 68 Zentimeter großen Tisches befindet sich links neben der Tür.

Wer auf dieser kleinen Bank sitzt, gehört zur Runde dank dem 50 Zentimeter langen Auszug des Tisches. Dennoch: Für sechs Personen wird es eng.

Küche

Für die Urlauber muss die Bordküche auf der Beifahrerseite zeigen, was sie hergibt. Dabei hapert es an der Arbeitsfläche: Mit einer Tiefe von 59 und einer Breite von 107 Zentimetern weist sie normale Dimensionen auf. Dennoch fehlt ein ausklappbares Brett, das dem Koch sein Werk erleichtert.

Die Spüle misst 39 Zentimeter im Durchmesser – ein praktikabler Wert. Dass der Dreiflammkocher über keine elektronische Zündung verfügt, widerspricht in gewisser Weise dem Wunsch nach Autarkie: Wer in der Wildnis frei steht, braucht, um etwas kochen zu können, zumindest Streichhölzer. Dieses Ausstattungsmerkmal sollte in einem Mobil einfach nicht fehlen.

Dass in dem Fahrzeug gekocht werden soll, dafür spricht der Kühlschrank neben dem Küchenblock: Er fasst 175 Liter. Das reicht für eine Familie ganz schön lange, erst recht, wenn Tiefkühlkost in dem extra Fach vorrätig ist. Auch das spricht für Unabhängigkeit auf Reisen.

Bad

Die Badtür gegenüber der Küche schließt mit einem Drehstangenschloss. Diese Lösung ist ebenso wie der Türgriff als nicht besonders hochwertig einzustufen.

Anders das Bad selbst. Ohne Dusche misst es 83 mal 94 Zentimeter, die Stehhöhe beträgt 191 Zentimeter. Der Platz vor der Toilette ist ausreichend groß auch für lange Beine. Das rechteckige Waschbecken ist schick und groß, der Wasserhahn dafür jedoch zu lang. Selbst zur Seite gedreht, spritzt er dem Camper gern mal die Hose nass.

Knüller ist die separate Dusche von 94 mal 52 Zentimetern: Obwohl der erste Schritt hinein knarzt, bietet sie ein wohliges und geräumiges Vergnügen. Zumal der Frischwassertank 120 Liter fasst – was wiederum für die bereits erwähnte Unabhängigkeit spricht.

Technische Daten

  • Fahrgestell

    Ford Transit, 114 kW (155 PS), Spezial-Flachbodenchassis, manuelles Sechsganggetriebe, Frontantrieb

  • Maße und Massen

    (L x B x H): 719 cm x 235 x 310 cm, Radstand 395 cm, Stehhöhe: 204 cm, zul. Gesamtmasse: 3.500, aufgelastet 4.100 kg, Anhängelast gebremst: 1.400 kg

  • Aufbau

    Dach: GfK-Sandwich 40 mm, Wände: Alu-Sandwich 35 mm, Doppelboden mit GfK-Sandwich-Unterboden, Gesamtstärke: 52 mm, Isolierung: Styrofoam, Aufbau ohne Holzleisten

  • Betten

    Heckbett: 140 x 212 cm, Alkovenbett: 152 x 200 cm

  • Füllmengen

    Frisch-/Abwasser: 120/100 l, Gas: 1 x 11 kg, Kühlschrank: 175 l

  • Serienausstattung (Auszug)

    Dieselheizung mit Umluftanlage, Heckgarage zweitürig, LEDs, separate Dusche

  • Extras (Auszug)

    155 PS (1.000 Euro); Winter-Paket: isolierter und beheizbarer Abwassertank, Fahrerhausvorhänge außen; Fahrradträger

  • Testverbrauch

    11,0 Liter/100 km

  • Grundpreis/Testwagenpreis

    48.190 Euro/54.834 Euro

Infobox

Die vollständige Probefahrt mit dem Chausson Flash C714GA von Claus-Georg Petri samt Fazit lesen Sie in der Juli-Ausgabe 2016 im Shop von Reisemobil International.

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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