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Mieten, kaufen, wohnen

18.12.2020
Bild & Text: Camping, Cars & Caravans

Nicht für jeden lohnt es sich, ein Reisemobil zu kaufen. Ratgeber: So funktioniert das Mieten bei Roadsurfer und das Wohnen im Westfalia Columbus 540 D.

Ganz klar: Zu jeder Zeit und spontan mit dem eigenen Mobil wegfahren zu können – das lässt sich nur schwerlich ersetzen und noch schwerer mit Geldwert gegenrechnen. Trotzdem stellt sich für fast jeden Kaufinteressierten die Frage, ob es sich lohnt, diesen nicht ganz kleinen Batzen Geld auszugeben.

Gegenüber dem SPIEGEL äußerte Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Herstellerverbands CIVD, vor Kurzem, dass sich der Kauf eines Wohnmobils erst ab einer Nutzung von vier bis sechs Wochen im Jahr lohnt. Eine Zeit, die nicht jedermann für Urlaub zur Verfügung hat – vom Geld ganz zu schweigen.

Tatsächlich betrug der durchschnittliche Neupreis 2019 für ein Wohnmobil 71.962 Euro. Zum Anschaffungspreis kommen Kosten für Steuer, Versicherung, TÜV, Wartung, Reparatur und gegebenenfalls auch einen Abstellplatz auf den Käufer zu. Außerdem muss ein Wertverlust des Fahrzeugs – Vermieter rechnen fünf bis zehn Prozent pro Jahr – kalkuliert werden. Wobei dieser Satz bei den sehr wertstabilen Reisemobilen hauptsächlich für die ersten Jahre gilt und außerdem von der jeweiligen Marktlage abhängt.

Roadsurfer hat Westfalia Columbus 540 D im Programm

In den ersten Jahren summiert sich also allein der Wertverlust plus Fixkosten (bei einem Neufahrzeug zum Durchschnittspreis 2019) auf je 4.000 bis 4.500 Euro – etwa derselbe Betrag, der für fünf Wochen Camper-Miete in einem sehr vergleichbaren Mietfahrzeug fällig wird.

Für den Vergleich hat die Redaktion das Road House von Roadsurfer herausgesucht. Der Westfalia Columbus 540 D in der Roadsurfer-Edition passt gut, weil er ein klassischer Einsteiger-Kastenwagen mit Familiengrundriss ist. Zudem kommt er samt Sonderausstattung auf 71.000 Euro – besagtem Durchschnittskaufpreis.

Die Miete für das Road House beträgt täglich 99 Euro in der Neben- und 129 Euro in der Hauptsaison. Dazu kommt pro Buchung eine Servicepauschale von vergleichsweise fairen 89 Euro. Fünf Wochen Urlaub (zwei Buchungen davon in der Neben- und zwei in der Hauptsaison) kosten also 4.351 Euro. In der Theorie lohnt sich der Kauf somit erst für den, der länger mieten würde.

In der Praxis, und das betrifft besonders kompakte Campervans sehr häufig, fehlt in der Kostenaufstellung 1. noch der Restwert, den ein gekaufter Kastenwagen auch noch nach Jahren hat, und 2. der Nutzen, wenn ein Fahrzeug im Alltag nur selten, aber doch ab und zu benötigt wird. Dann lohnt es sich oft doppelt, ein sogenanntes Multi-Purpose-Vehicle (Vielzweckfahrzeug) zu kaufen – des geringeren Wertverlusts wegen.

Doch zurück zum Mieten. Nach einer Online-Buchung, die so unkompliziert abläuft, dass sie kaum einer weiteren Erklärung bedarf, holen die Tester den Road House an einem der 21 Standorte in Europa ab. Die Buchung ginge auch vor Ort, dann ließe sich das am besten passende Fahrzeug noch besser heraussuchen. Nur eine Wunschfarbe der verschieden beklebten Camper auszusuchen, ist wegen des großen organisatorischen Aufwands nicht möglich.

Ein Siegel an der Schiebetür garantiert, dass das Fahrzeug gereinigt wurde und abfahrbereit dasteht. Als nächstes erhalten die Mieter eine ausführliche Einführung in das Fahrzeug – ein weiterer Grund, warum Einsteiger sich zunächst einmal einen Camper mieten sollten. Gern fange der Vermieter dabei mit dem Basiswissen an, das sei schließlich immer noch weniger Aufwand als Diesel im Frischwassertank. Alles schon dagewesen.

Basic-Sorglos-Paket mit 1.500 Euro Selbstbeteiligung

Der Columbus hat 8.205 Kilometer auf dem Tacho und augenscheinlich kaum Gebrauchsspuren. Noch einmal außen nach Kratzern im Lack suchen, die Kaution von 800 Euro per Kreditkarte hinterlegen – und der Urlaub kann beginnen. Die Tester sind mit dem kostenfreien Basic-Sorglos-Paket samt 1.500 Euro Selbstbeteiligung im Schadensfall und zwei erlaubten Fahrern unterwegs. Wer sich besser absichern oder mehr Fahrer registrieren möchte, wählt das Advanced- oder Complete-Sorglos-Paket für 15 oder 29 Euro pro Tag. Für Jungfahrer unter 23 Jahren gelten etwas höhere Preise.

Das Zuhause auf Zeit ist mit der neuen Neungang-Automatik und sogar Sitzheizung sehr gut ausgestattet. Der 140 PS starke Motor reicht locker, um die 3.165 Kilogramm Masse in fahrbereitem Zustand des kompakten Columbus recht flott zu bewegen. Zuladungsreserven sind also selbst für eine vierköpfige Familie genügend vorhanden, vorausgesetzt, sie ordert den Columbus mit 3.500-Kilogramm-Chassis.

Vorne sitzt es sich gewohnt angenehm, hinten ist die Rückenlehne zwar konturiert, typisch Kastenwagen aber sehr steil. Junge Familien dürften sich über Isofix-Befestigungen für Kindersitze freuen. Ein Kindersitz und weiteres Zubehör wie passende Bettwäsche können direkt bei der Buchung dazugeordert werden, wobei ein Basic-Paket mit Küchenbox, zwei Stühlen, einem Tisch, Auffahrkeilen, Landstromkabel mit CEE-Stecker und Pannenausrüstung immer und in jedem Roadsurfer mitfährt.

Panoramadach als Option

Ein willkommener Nebeneffekt von Aufstelldach und Rahmenfenstern: kaum Windgeräusche während der Fahrt. Auch vom Möbelbau klappert kaum etwas. So macht das Spaß. Der Columbus überrascht allgemein positiv, besonders durch die gelungene Aufteilung der ja doch eher knapp bemessenen Wohnfläche. Gerade hat Westfalia für 2021 ein optionales Panoramadach angekündigt, welches das Raumgefühl verbessern dürfte, allerdings auch den Wegfall des Dachstauschranks über dem Fahrerhaus bedeutet.

Im 540er mit Familiengrundriss will das wohl überlegt sein, da zählt jeder Kubikzentimeter Stauraum, zumal der Columbus mit hellem Furnier und der optionalen Spiegeltür zum Bad sogar ohne Oberlicht und mit Dachschrank großzügig genug wirkt.

Im selben Dachschrank wird der Tisch für die Sitzgruppe verstaut. Er ist mit 40 Zentimeter Breite zwar etwas schmal – große Teller müssen versetzt stehen – mit seiner Verlängerung aber ausreichend bemessen. Anders als bei vergleichbaren Modellen stört das Tischbein denjenigen kaum, der auf der Sitzbank Platz nimmt.

Zeit fürs erste Mal Kochen im Road House. Wer bei der Einführung aufgepasst hat, weiß noch, wo der Trennschalter für die Wasserpumpe platziert ist. Und falls er doch etwas vergessen haben sollte: Das Roadsurfer-Team hat vorsorglich Print-Anleitungen für alle möglichen Szenarien ins Handschuhfach gelegt und Erklärvideos auf YouTube geladen. Der Küchenblock mit Abdeck-Brettchen für die Spüle bietet viel Arbeitsfläche, und auch für Geschirr und Vorräte ist im Schrank darunter genügend Raum.

Stirnseitig platziert Westfalia einen recht leisen 65-Liter-Kompressorkühlschrank von Vitrifrigo. Der öffnet zwar nicht beidseitig, aber weit genug, damit sich auch von außen jemand an gekühlten Getränken bedienen kann.

Bequeme Betten

Gegenüber platziert Westfalia ein Bad, das am meisten verdeutlicht: Dieses Basisfahrzeug, ein Fiat Ducato, misst nur 5,41 Meter in der Länge. Zum Duschen muss der Durchschnitts-Europäer die Knie anwinkeln oder sich gleich auf die Chemietoilette setzen. Löblich: Die Nasszelle ist ringsum einwandfrei abgedichtet. Ein zusätzlicher Heizkörper und die beheizte Duschtasse versprechen zudem Wärme beim Wintercampen.

Geschlafen wird im Heck auf 115 bis 130 mal 195 und im Dach auf 130 mal 200 Zentimetern. In beiden Fällen gibt es Leselampen, USB-Steckdosen und sehr bequeme Matratzen auf Federtellern von Froli. Positiv schaut’s auch bei der Hygiene der Betten aus, immerhin befinden sie sich in einem Mietmobil. Für die zeichnet Roadsurfer verantwortlich – der Mieter gibt das Fahrzeug nach dem Urlaub stressfrei besenrein und vollgetankt zurück.

Ein Mobil zu mieten, ist nicht billig. Es zu kaufen ist aber auch erst nach vielen Jahren günstiger – es sei denn, das Fahrzeug wird häufig im Alltag genutzt. Fazit: Wer kein Geld für ein Fahrzeug ausgeben will, das die meiste Zeit nur dasteht, und wer sich dafür kein Geld leihen möchte, wer sich mit dem passenden Fahrzeug oder Grundriss noch nicht sicher ist oder bei wem sich die Lebenslage, etwa durch Nachwuchs, in näherer Zukunft ändern könnte, der ist mit einem gemieteten Reisemobil sicherlich gut beraten.

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