> Wintercamping mit dem Wohnmobil

So geht Wintercamping: Tipps für den Campingurlaub im Schnee

22.11.2020
Bild & Text: Camping, Cars & Caravans

Der Winter kommt für Sie als Reisezeit nicht in Frage? Schade eigentlich. Reisemobil International sagt: keine Angst vorm Wintercamping. Wie es gelingt und was dabei zu beachten ist.

Viele Wohnmobilisten scheuen sich vor der kalten Jahreszeit. Minustemperaturen, hoher Gasverbrauch, Dunkelheit und schwierige Straßenverhältnisse – kein Wunder, dass diese Rahmenbedingungen den Winter als Reisezeit wenig einladend erscheinen lassen.

Wintercamping – da schießen einem sprichwörtlich viele Fragen durch den Kopf. Wie lange hält eine Gasflasche? Wie heize und lüfte ich richtig? Und: Ist mein Wassertank vor Frost geschützt?

Dabei soll Ihnen dieser Beitrag weiterhelfen. Er erklärt welche Reisemobile für winterliche Bedingungen geeignet sind, was bei der Planung zu beachten ist und welche „kleinen Helfer“ unbedingt mit an Bord müssen.

Wintercamping: Vorbereitung und Planung

Zugegeben, zu dieser Jahreszeit mit dem Reisemobil loszuziehen erfordert ein wenig mehr Vorbereitung und Planung als im Sommer.

Dennoch sollten statt Fragezeichen eher die vielfältigen Möglichkeiten im Vordergrund stehen, die der Winter Reisemobilisten bietet. Sei es Skifahren, Langlaufen, Schneeschuhwandern, oder – wer es gemächlicher mag – Weihnachtsmärkte ansteuern, Sightseeing oder einfach nur die Ruhe und Natur genießen. Es ist eine besondere, entschleunigende Art des Reisens.

Vor Reiseantritt ist zu berücksichtigen, dass nicht alle Campingplätze im Winter geöffnet haben. Stellplätze hingegen nehmen in der Regel das ganze Jahr über Wohnmobile auf.

Wer auf Nummer sicher gehen und sich erst mal an das Wintercamping herantasten will, der sucht sich für das erste Mal einen Campingplatz aus, der die notwendige Infrastruktur wie Strom am Platz und Ersatz-Gasflaschen im Winter vorhält. Bei der Reisevorbereitung hilft unsere Checkliste fürs Wintercamping. Und wer das Fahrzeug im Winter doch lieber einmottet, sollte daran denken, die Frischwasseranlage vor Frost zu schützen. Weitere Tipps liefert auch hier unsere Checkliste.

Foto: Philipp Pilson

Das richtige Fahrzeug

Was zeichnet ein winterfestes Reisemobil aus?

Es sind die Eigenschaften, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, wie eine spürbare, effektive Heizung. Es sind die inneren Werte. Ein hochwertiger Aufbau mit leistungsfähiger Isolierung zum Beispiel. Auch lernt man einen beheizten und isolierten Doppelboden sehr zu schätzen. Eine frostsicher installierte Wasseranlage und warme Füße inklusive, denn die Wärmespeicherung im isolierten Doppelboden und deren Abstrahlung von unten führt zu einem Fußbodenheizungseffekt.

Durch einen beheizten Armaturenbrettvorbau wird der Wohnraum im Fahrerhausbereich gezielt beheizt und dient als großflächiger „Heizkörper“ für den gesamten Innenraum. Sinnvollerweise ebenfalls beheizt: die Heckgarage.

Integrierte Wohnmobile punkten gerade im Winter durch ihren durchgehenden Aufbau, der Kältebrücken dank hochstabiler und formschlüssiger Karosserieverbindung quasi verhindert. Kältebrücken führen bei widrigen äußeren Bedingungen zu Kondenswasserbildung und unnötigem Wärmeverlust.

Ein positiver Nebeneffekt der gesamten Konstruktion ist ein geringerer Gasverbrauch. Ebenfalls beruhigend zu wissen: Die Batterie wird gezielt beheizt. Die Packliste unterscheidet sich nur unwesentlich von der im Sommer, abgesehen von den Winterklamotten, die reichlich Stauraum in Anspruch nehmen. Selbst Liegestühle haben bei schönem Sonnenschein im Winter ihre Daseinsberechtigung.

Um pannenfrei durch die frostige Jahreszeit zu kommen, sollten Reisemobilisten zudem dem Dieselmotor ihres Fahrzeugs Beachtung schenken – sonst heißt es beim nächsten Kaltstart womöglich: rien ne va plus, nichts geht mehr.

Foto: Philipp Pilson

Infobox

Winterfest oder wintertauglich?

Auch wenn beide Begriffe die Möglichkeit des unbeschwerten Wintercampings suggerieren, gibt es Unterschiede. Ob ein Fahrzeug wintertauglich oder winterfest ist, ist genau definiert (DIN EN1646-1). Die Norm „wintertauglich“ ist erfüllt, wenn das Fahrzeug folgenden Test besteht: Das Reisemobil wird mit offenen Fenstern und Türen für zehn Stunden auf 0 Grad Celsius heruntergekühlt. Anschließend muss der Innenraum innerhalb von zwei Stunden auf 20 Grad erwärmt werden. Die Temperatur darf dabei im Wohnbereich maximal sieben Grad abweichen. Ob das Frischwasser frostfrei bleibt oder nicht, ist hier nicht von Bedeutung.

Um die Norm „winterfest“ zu erfüllen, muss binnen vier Stunden ausgehend von Minus 15 Grad eine Raumtemperatur von 20 Grad erreicht werden. Nach einer Stunde bei 20 Grad werden die Wassertanks befüllt und wiederum nach einer Stunde die Funktionstüchtigkeit der Wasseranlage getestet. Winterfeste Wohnmobile sind oftmals mit einem beheizten Doppelboden und einer besseren Wärmedämmung ausgestattet, die gleichzeitig den Gasverbrauch reduzieren.

Erste Schritte vor Ort

Mit im Gepäck vieler Wohnmobile: zwei 11 Kilogramm Gasflaschen. Ob sie für vier Tage reichen? Kaum angekommen führt der erste Weg um das Fahrzeug herum, Strom anschließen und Gashahn an der Gasflasche aufdrehen, alles wie im Sommer.

Direkt im Anschluss geht es an das digitale Bedienpanel Truma CP+ über der Eingangstür, um die Warmluftheizung in Gang zu bringen. Die Temperatur auf 20 Grad einstellen und los geht’s. Die Heizung springt an, kurz darauf verspüren Camper bereits die ersten warmen Luftströme im Mobil.

Der Abend bricht herein. Draußen sinken die Temperaturen unter null, der Innenraum hat inzwischen gemütliche 20 Grad erreicht. Über Nacht lassen die Urlauber die Heizung auf eine geregelte Temperatur von 20 Grad laufen.

Am folgenden Tag steht zum Beispiel ein Ausflug in die umliegende Bergwelt auf dem Programm. Nach der Rückkehr gilt: Ausgiebiges Lüften. Im Wohnmobil hat sich die Wärme erstaunlich gut gehalten.

Foto: Philipp Pilson

Richtiges Heizen und Lüften

  • Regelmäßig Lüften

    Das A und O im Winter: Regelmäßig Lüften. Und das hat physikalische, nicht zuletzt hygienische Gründe. Regelmäßiges Lüften ist notwendig, um die Schadstoff- und Geruchsbelastung der Raumluft möglichst niedrig zu halten und Feuchtigkeitsansammlung an Frontscheibe und Co. zu vermeiden.

    Je wärmer die Luft, desto mehr Feuchtigkeit kann sie binden, die über die Atemluft, beim Duschen, Waschen oder Kochen freigesetzt wird.

  • Ausreichend Heizen

    Heizen Sie den Aufbau ausreichend und möglichst kontinuierlich, am besten auf kleinstmöglicher Stufe – auch nachts. Das verhindert das Auskühlen des Fahrzeugs und schont den Gas- oder Dieselverbrauch.

     

  • Luftzirkulation

    Unterbinden Sie die Luftzirkulation nicht. Das ist besonders an den Außenwänden der Schränke wichtig. Luftschlitze nicht verdecken. Hitzestau sollte vermieden werden.

  • Aufbau- und Fahrerhauslüftung

    Schenken Sie der Aufbau- und Fahrerhauslüftung besondere Aufmerksamkeit. Sie dient der Abführung von Wasserdampf. Zudem erwärmt sich frische Luft leichter.

Der nächste Morgen bricht heran, es fühlt sich kühler an als am Tag zuvor: Ein Blick auf das Bedienpanel: Rien ne va plus, nichts geht mehr. Die Temperatur wird erneut eingestellt, kurz darauf erscheint eine Fehlermeldung. Gerade bei Mietmobilen ist nicht garantiert, dass Gasflaschen ganz voll sind.

Oft bleibt der kurze Gang in die Kälte nicht erspart. Gaskasten auf und Gasdruckregler tauschen. Der Wechsel ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Komfortabler ist es, wenn das Modell mit dem Gasdruckregler Truma Duo Control CS ausgestattet ist, der automatisch auf die zweite Gasflasche umschaltet.

 

Wintercamping-Zubehör : Diese „kleinen Helfer“ gehören in die Notfallkiste

  • Ersatzbirnchen, insbesondere schwer erhältliche H11-Birnchen

  • Schneeschaufel und Besen für Fenster und Solaranlage

  • Eine Anstell-Leiter hilft beim Befreien des Dachs

  • Eiskratzer für die Scheiben und Enteisungsspray für die Türschlösser

  • Taschenlampe und Starthilfekabel

  • Für den Fall der Fälle: Heizbänder zum Enteisen von Rohren oder Abfluss

  • Bei Tauwetter hindern Holzbrettchen, dass Hubstützen und Reifen einsinken

  • Etwas grober Sand als Traktionshilfe für den Notfall

Ohne Frostbeulen und weitere Zwischenfälle neigt sich der Wintertrip dem Ende entgegen. Ja, Wintercamping ist möglich und ja, es macht sogar Spaß.

Bei teilweise extremen Witterungsbedingungen sollten Sie allerdings gut vorbereitet sein, damit Sie auf Ihrer Reise nicht eiskalt erwischt werden.

Wohin die Reise gehen könnte? Unser Vorschlag: Wintercamping im Allgäu.

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