> Bad Reichenhall in Oberbayern

Reichenhall im Art déco

02.11.2023
Text: Jessica Thalhammer | Bild: Bad Reichenhall Tourismus & Stadtmarketing

Eine Tour durch Bad Reichenhall zeigt eine vitale Alpenstadt mit Shoppingmeile, Deutschlands einzigem philharmonischem Kurorchester, mit einer der spektakulärsten Seilbahnen der Welt und noch vielem mehr. Ein Besuch mit dem Reisemobil lohnt allemal.

Bad Reichenhall am Alpenfluss Saalach in Bayern darf sich zurecht mit klangvollen Attributen schmücken. Natürliche Salzvorkommen – sogenannte AlpenSole – haben die „Mini- Metropole“ im Südosten Oberbayerns bekannt und reich gemacht. 2021 feierte Bad Reichenhall 175 Jahre Badekur: Seit Eröffnung der ersten Kuranstalt hat sich die ehemalige Industriestadt zu einem modernen Kurort weiterentwickelt. Der Wohnmobilstellplatz an der Rupertus-Therme liegt unweit des Flusses, bietet genug Platz und bis zum Kurhaus in der Innenstadt sind es nur 20 Minuten Fußweg. Alternative: der Campingplatz Staufeneck in Piding.

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Bad Reichenhall bietet zu allen Jahreszeiten erfrischende Ideen für drinnen und draußen. Von Wandern, über Radfahren bis hin zur entspannten Auszeit mit AlpenSole.

Mit dem Rad oder zu Fuß sind es von hier knapp sieben Kilometer ins Zentrum. Dort wimmelt es von prächtigen Gründerzeitvillen. Ein königlicher Kurpark lockt zum Flanieren und das Industriedenkmal Alte Saline ist ein echtes architektonisches Highlight. Die Baugeschichte der oberbayerischen Alpenstadt reicht trotz eines verheerenden Brands im Jahr 1834 bis ins Mittelalter zurück. So blieben etwa die Johanneskirche und die westlich davon noch aufragende Stadtmauer von der Katastrophe verschont.

Ein neuer Themenweg, die Architek-Tour, führt seit 2021 zu den spannendsten Stationen, Start ist an der Villa Rein, seit 1938 im Besitz der gleichnamigen Familie. Der einstige Grundstücksbesitzer Fritz Ackermann riss das alte Gebäude 1898 ab und errichtete an derselben Stelle die jetzige Villa als Kurpension mit Eck-Erkertürmchen, Schweifgiebel-Risalit, Mansarddach und Jugendstilbalkonen. Nach neun Monaten behutsamer Generalsanierung eröffnete das denkmalgeschützte Boutiquehotel 2019 neu. Erhalten blieben das reich verzierte Gründerzeit-Treppenhaus, der Parkettboden, die Einbauschränke und die Türen der 14 Hotelzimmer, kombiniert mit Antiquitäten und schnörkellos-modernem Interieur aus natürlichen, hochwertigen Materialien.

Wandeln auf königlichen Spuren: Das Bad Reichenhaller Kurhaus erinnert an ein Barockschlösschen, wurde aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut.

Weiter führt die Strecke in den Königlichen Kurgarten, der Park gilt als einer der schönsten seiner Art in Mitteleuropa. Vorbei am Gradierhaus (1910), größtes AlpenSole-Freiluft-Inhalatorium der Welt, läuft man zum Königlichen Kurhaus. Erbaut 1899/1900 im Stil von Neo-Renaissance und -Barock, offenbart sich dort die einstige, monarchisch-bayerische Bäderszenerie. Die herrschaftliche Freitreppe zum Foyer mit Stuck, Marmor, edlem Messing und prächtigen Kronleuchtern zeugen von Bad Reichenhalls mondäner Geschichte. Noch heute ist der Säulenbau Schauplatz von Musikaufführungen der Bad Reichenhaller Philharmoniker.

In Bad Reichenhalls verkehrsberuhigter Innenstadt offenbaren sich gleich mehrere Architekturstile auf kleinstem Raum: Über das derzeit noch in Renovierung befindliche, klassizistische Axelmannstein, erstes Kurhotel der Alpenstadt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, spazieren Interessierte weiter zum Kurmittelhaus der Moderne. Das Gebäude wurde 1927 im späten Jugendstil für die zentrale Verabreichung von Therapien erbaut und bietet noch heute Inhalationen, Bäder sowie Massagen. Entlang der Fußgängerzone passiert man dann zuerst das Café Reber. Die historische Fassade und der rote Baldachin des Familien-Stammhauses sind seit 1938 unverändert, im Inneren herrscht Biedermeier-Flair. Kaffeetrinker kehren dort ein und sollten sich eine der Mozartkugeln gönnen, für die die Confiserie so weltberühmt ist. Shopping-Begeisterte bummeln ein paar Häuser weiter durchs elegante Kaufhaus Juhasz, 2019 mit dem German Design Award in der Kategorie „Retail-Architektur“ ausgezeichnet.

Bad Reichenhalls Alte Saline steht unter Denkmalschutz und beherbergt neben der unterirdischen AlpenSole-Heilquelle auch das Salzmuseum der bayerischen Alpenstadt.

Nichts spielt in der Alpenstadt eine größere Rolle als das Salz, was im Reichenhall-Museum im historischen Salinen- und Getreidekasten eindrucksvoll dokumentiert wird. Die Ursprünge des heutigen Gebäudes gehen auf das 14. Jahrhundert zurück: Alljährlich hat man die Knechte der Saline zur einen Hälfte aus dem dort gelagerten Getreide, zur anderen mit Geld ausbezahlt. Nur wenige Gehminuten entfernt freuen sich Hobby-Historiker über das bildschöne Industrie-Denkmal Alte Saline, bis 1926 Herstellungsort des Bad Reichenhaller Salzes und in Auftrag gegeben von Ludwig I. Das prachtvolle Hauptbrunnhaus beherbergt heute die historischen Salzquellen und das Salzmuseum, das ehemalige Sudhaus unter anderem das stylishe Restaurant Salin – auf dem Boden römischer, mittelalterlicher und neuzeitlicher Salzgewinnung.

Wie im Mittelalter: Am Florianiplatz in Bad Reichenhall fühlt man sich um Jahrhunderte zurückversetzt. Besuchern bietet sich dort das charakteristische Bild eines altbayerischen Dorfzentrums.

Vom großen Stadtbrand 1834 verschont blieb der beschauliche Florianiplatz nur ein paar Schritte entfernt, wo sich schon im 8. Jahrhundert die sogenannte Dingstätte für Gerichtsversammlungen befand. Das Viertel bewohnten im späten Mittelalter Bürger, die in verschiedenen Bereichen der Saline tätig waren – so etwa Küfer, die Salzfässer herstellten, oder Arbeiter in den Salz-Trocknungsanlagen. Während des 18. Jahrhunderts lebten dort vorwiegend Arbeiter und Taglöhner. Der Name wird auf den Schutzpatron vor Feuergefahr zurückgeführt, so auch der ab 1895 errichtete Brunnen. Die flankierenden, bunten Häuser mit Giebel- und Flachdächern, zum Teil aus dem 16. und 17. Jahrhundert, sind mit Klappläden versetzt. Sie vermitteln eine Ahnung davon, wie Bad Reichenhall einst ausgesehen haben muss.

Die letzte Laufstrecke dauert zwar gut 20 Minuten, doch es lohnt sich: Denn die historische Predigtstuhlbahn mit ihren zwölfeckigen Pavillon-Kabinen von 1928 ist an sich schon ein Architekturdenkmal und zudem die älteste, im Original erhaltene Bahn ihrer Art auf der Welt. Ziel war es damals, das „deutsche Davos“ zu werden. Angelehnt an den Stil des Berliner Hotels Adlon konstruierte Architekt Wilhelm Kahrs die passenden Gebäude an Berg- und Talstation. Die kurze Epoche der „neuen Sachlichkeit“ als Wegbereiter des Bauhauses spiegelt sich vor allem im schlicht gehaltenen Bergrestaurant mit großer Aussichtsterrasse wider. Im Souterrain lädt das „Evelynes“ mit prachtvoller Bar in edlem Art-déco-Ambiente zu exklusiven Veranstaltungen ein.

Foto: Marietta Göderz

Infobox

Wohnmobilpark Bad Reichenhall

An der Rupertus-Therme, Hammerschmiedweg, Tel.: 08651/76220, info@rupertustherme.de, www.rupertustherme.de/service/wohnmobilpark

In ruhiger Lage im Anschluss an den Uferweg der Saalach, 25 Plätze auf Asphalt, Kiesel. 22 € inkl. Strom, Entsorgung, Müll-Entsorgung, WLAN, Wasser 1 €/70 l. WC zu den Thermen-Öffnungszeiten. 9 Stellplätze nur mit Reservierung ab 3 Tage. Ganzjährig geöffnet

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