> Wandern auf dem Moselsteig

Die Mischung macht‘s

06.10.2020
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Dminik Ketz, Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH; C. Heinen

Spannend für Aktive: Wer alle 24 Etappen des Moselsteigs wandern möchte, wechselt 13-mal das Ufer. Stets begleitet von Kultur, Natur – und Wein. Die große Zahl der Stellplätze beweist, hier sind Wohnmobilisten willkommen.

Jeden Tag im Jahr einen Kilometer. Rein rechnerisch wäre dieses Pensum auf dem Moselsteig möglich, schließlich ist dieser im April 2014 eröffnete Fernwanderweg, er verbindet den deutsch-französischen Grenzort Perl mit dem Deutschen Eck in Koblenz, genau 365 Kilometer lang. Doch in der Praxis orientieren sich Wanderer eher an den 24 Etappen, welche die beliebte Strecke in gut machbare Tagesabschnitte einteilt.

 

Auch Wohnmobilisten packen gern Wanderschuhe und Treckkingstöcke, Wasserflasche und Tagesrucksack aus ihrer Heckgarage, um so gerüstet den Moselsteig unters Profil zu nehmen. Diese Ausrüstung empfiehlt sich, geht es doch streckenweise steil bergauf und hoch hinauf. Kein Wunder, schließlich säumen Weinberge den malerisch in seinem Bett liegenden Fluss.

Die Etappen weisen jeweils andere Charaktere auf, je nachdem, wo die Etappen verlaufen:

  • Moselsteig Etappe 1 bis 4: Von Perl nach Trier

    Die ersten vier Etappen des Moselsteigs von Perl nach Trier führen Wanderer an die Obermosel. Bei gutem Wetter schauen sie von hier bis weit hinein nach Luxemburg und Frankreich.

    • Perl – Palzem 24 km
    • Palzem – Nittel 16,5 km
    • Nittel – Konz 22,5 km
    • Konz – Trier 20 km

  • Moselsteig Etappe 5 bis 14: Von Trier nach Zell

    Die Etappen 5 bis 14 von Trier, einer der ältesten Städte Deutschlands, nach Zell gehören zur Mittelmosel. Zwischen den Mittelgebirgen Hunsrück und Eifel hat sich die Mosel hier tief ins Tal eingeschnitten. In Flussschlingen mäandert die Mosel dem Rhein entgegen.

    • Trier – Schweich 19,5 km
    • Schweich – Mehring 13 km
    • Mehring – Leiwen 14,5 km
    • Leiwen – Neumagen-Dhron 14 km
    • Neumagen-Dhron – Kesten/Osann-Monzel 18 km
    • Kesten/Osann-Monzel – Bernkastel-Kues 15 km
    • Bernkastel-Kues – Ürzig 18,5 km
    • Ürzig – Traben-Trarbach 15 km
    • Traben-Trarbach – Reil 15 km
    • Reil – Zell (Mosel) 12,5 km

  • Moselsteig Etappe 15 bis 24: Von Zell nach Koblenz

    Die Etappen 15 bis 24 von Zell nach Koblenz zählen zur Untermosel. Diesen Teil des Flusses machen Felsflanken und terrassenförmig angelegte Weinberge so charakteristisch. Zusätzlich ergeben sich auf dem Moselsteig immer wieder Abstecher. Und die sind gewollt. Unter dem Begriff „Seitensprünge“ finden Wanderer viele Rundwanderwege. Traumpfade heißen sie an der Terrassenmosel zwischen Burgen und Winningen. Tipp: Wer nicht den gesamten Moselsteig laufen möchte, erkundet die Region in Halbtagesoder Tagestouren.

    • Zell (Mosel) – Neef 20km
    • Neef – Ediger-Eller 11 km
    • Ediger-Eller – Beilstein 18,4 km
    • Beilstein – Cochem 14,6 km
    • Cochem – Treis-Karden 23,5 km
    • Treis-Karden – Moselkern 10 km
    • Moselkern – Löf 13 km
    • Löf – Kobern-Gondorf 14,5 km
    • Kobern-Gondorf – Winningen 14 km
    • Winningen – Koblenz 15 km

Zusätzlich ergeben sich beim Wandern auf dem Moselsteig immer wieder Abstecher. Und die sind gewollt. Unter dem Begriff „Seitensprünge“ finden Wanderer viele Rundwanderwege. Traumpfade heißen sie an der Terrassenmosel zwischen Burgen und Winningen. Tipp: Wer nicht den gesamten Moselsteig laufen möchte, erkundet die Region in Halbtages- oder Tagestouren.

Bildergalerie

Damit Wanderer sich zurechtfinden, weisen ihnen 1.089 Schilder den richtigen Weg. Auf 620 Bänken legen sie eine Pause ein, und von 108 Aussichtspunkten eröffnet sich ihnen ein weiter Blick. Gut zu wissen: Entlang der Strecken sichern immer wieder Gasthäuser die fröhliche Einkehr. Dennoch ist es ratsam, für den kleinen Hunger unterwegs ein paar Schokoriegel oder ein belegtes Brot und Wasser im Rucksack dabei zu haben.

Da das Moseltal dank seiner überdurchschnittlich vielen Stellplätze sehr wohnmobilfreundlich ist, erreichen mobile Gäste von ihren Übernachtungsplätzen schnell einen nah gelegenen Einstieg in den Moselsteig. Am Ausstiegsort finden sie Bus oder Bahn, um zum Start zurück zu pendeln. Unterwegs setzen sie ihren Fuß auf historisch stark geprägten Boden, umgeben von Natur- und Kulturlandschaft. Tatsächlich brachten schon die Römer ihr Wissen und ihre Lebensart mit an die Mosel. Zeugnis aus dieser Zeit legen noch heute Funde ab. Etwa zwei römische Sarkophage, die 1920 zufällig in den Weinbergshängen der sogenannten Trittenheimer Apotheke entdeckt wurden.

Tatsächlich brachten schon die Römer ihr Wissen und ihre Lebensart mit an die Mosel. Zeugnis aus dieser Zeit legen noch heute Funde ab. Etwa zwei römische Sarkophage, die 1920 zufällig in den Weinbergshängen der sogenannten Trittenheimer Apotheke entdeckt wurden.

Unübersehbar jedoch ist der Wein – auch den hatten die Römer im Gepäck. Aus gutem Grund: Der Landstrich an der Mosel war schon damals so sonnenverwöhnt wie heute. Ideal, um an den exponierten Hängen Rebstöcke anzupflanzen. Dieser uralte Weinanbau hat Kultur, Brauchtum und Lebensart der Menschen zwischen Koblenz und Trier geprägt. Mehr als 4.000 Winzer beackern heute 8.800 Hektar Weinberge, auf denen 55 Millionen Rebstöcke jenes Getränk hergeben, das bekanntlich die Wahrheit in sich birgt.

Um solche Rekordzahlen zu erzielen, sind bestimmte örtliche Begebenheiten notwendig. Schließlich hängt der gute Weinertrag mit der unendlichen Vorarbeit des Flusses zusammen: Tief hat sich die Mosel in das Schiefergebirge eingegraben und damit den Grundstein für die dortige Geologie und das Klima gelegt. Das Moseltal ist windgeschützt und eine der wärmsten Regionen Deutschlands. Sonnenlicht fällt nahezu senkrecht auf die steilen Hänge. Deren Schiefer speichert die Wärme und gibt sie an kühlen Tagen an die Rebstöcke ab.

Riesling macht 60 Prozent der Reben aus. Eine andere Sorte ist der Elbling. Im Mittelalter war er weit verbreitet, heute gedeiht er nur noch auf Muschelkalkböden an der Obermosel.

Tipp: Wer Elbling kosten möchte, besucht auf Etappe 2 von Palzem nach Nittel das Weingut der Familie Apel – und genießt ein Glas am Ziel seiner Wanderung.
 

Den Moselsteig zu erleben, ist überaus vielfältig. Weit oberhalb des Flusses schauen Wanderer auf blühenden Wiesen und steilen Weinbergen hinunter auf kleine Weinorte mit Fachwerkhäusern und Brücken. Riesige Lettern schreiben Namen an die Hänge – die der jeweiligen Weinlage.

Die zu kultvieren, ist angesichts der steilen Hänge äußerst anstrengend. Tatsächlich weisen 42 Prozent der Rebfläche eine Steigung von mehr als 30 Prozent auf. Der Calmont zwischen Bremm und Ediger-Eller gilt sogar als der steilste Weinberg in Europa – er ist nur über einen Klettersteig zu bezwingen.

Trockenmauern stützen die Weinberge und –terrassen entlang des Apollowegs in Valwig

Typisch wegen der Trockenmauern der Weinberge ist der Apolloweg in Valwig. Diese Mauern stützen die Weinberge und –terrassen. In den Spalten leben Mauereidechse und Schlingnatter, Steppen-, Sattel- und Ödlandschrecke. Benannt ist der Weg nach dem Mosel-Apollo, einem der schönsten und seltensten Schmetterlinge Europas.

Bequemer geht’s nimmer als an der Cochemer Sesselbahn: Immer paarweise chauffiert sie Wanderer hinauf aufs Pinnerkreuz, 255 Meter über NN. Tipp: Wer etwas Zeit übrig hat, legt in der Historischen Senfmühle gleich nebenan ein Päuschen ein. Hier gibt es Moselaner Gastlichkeit und regionale Leckereien. So gestärkt geht es mit der Bahn bergauf. Oben dann braucht es nur noch ein kurzes Stück über einen Pfad, dann genießen die Wanderer den Blick über Cochem, Mosel und Reichsburg.

Im Tal blühen im Frühjahr Weinbergpfirsich- Bäume. Sie lieben wie die Rebstöcke mildes Klima, warme und feuchte Böden. Den Weinreben nehmen die kleinwüchsigen Pfirsichbäume nicht die Sonne weg, da sie keine großen Baumkronen entwickeln. Auch diese Gewächse brachten die Römer mit an die Mosel. Das rubinrote Fruchtfleisch der Pfirsiche, einst Perserapfel genannt, gilt als Delikatesse, ob als Fruchtmus zum Kartoffel-Regionalgericht Deppekoche, als Chutney zu Fleisch oder als Likör im Sekt. Prost.

Ein Schluck Wein muss jetzt sein, dabei zergeht der Geschmack der Mosel mit ihrer Kultur auf der Zunge. Dabei wird klar: Wer den Moselsteig oder zumindest Teilstücke davon geht, spürt, was schon die Römer wussten: Wein und Mosel gehören zusammen. Jeden Tag aufs Neue. Zu erleben am besten mit dem Wohnmobil.

Camping am Moselsteig

Viele der 24 Etappen sind vom Wohnmobil aus zu erreichen. Hier einige nah gelegenen Stellplätze in der Reihenfolge der Etappen:

  • Stellplatz am Perlbad, Perl

    Auf der Sabel 4, Perl
    Tel.: 06867/660,
    www.perl-mosel.de

  • OT Nennig - Mosel-Camping Dreiländereck, Perl

    Zur Moselbrücke 15, Perl
    Tel.: 06866/322,
    www.moselcamping.de

  • Weingut Edwin Pauly, Palzem

    Obermoselstraße 5, Palzem
    Tel.: 06583/446
    www.paulywein.de

  • Quick-Stop/Stellplatz Zum Fährturm, Schweich

    Zum Fährturm, Am Yachthafen, Schweich
    Tel.: 06502/91300,
    www.kreusch.de

  • Weingut Zellerhof, Mehring

    Zellerhof 1, Mehring
    Tel.: 065092/2263

Infobox

Viele weitere Reiseziele und Wohnmobiltouren in Deutschland finden Sie in unserem Tourenführer Die 20 besten Wohnmobiltouren in Deutschland – Band 1.

Weitere Stellplätze in der Region finden Sie im BORDATLAS oder bei BORDATLAS Online.

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei der Reisemobil International und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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