> Unterwegs entdeckt: Rebenlehrpfad Siebeldingen

Im Namen der Rebe

20.10.2023
Bild & Text: Simon Ribnitzky

In der Pfalz herrscht an idyllisch gelegenen Stellplätzen, häufig mitten in den Weinbergen, kein Mangel. Unweit von Siebeldingen stoßen Camper auf einen Rebenlehrpfad, der wissenswerte und unterhaltsame Fakten zusammenträgt.

Wussten Sie, dass die Rebsorte Müller-Thurgau erstmals von einem gewissen Herrn Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau gezüchtet wurde? Oder dass es sich bei Kerner um eine Kreuzung aus Trollinger und Riesling handelt? Wer sein Wein-Wissen um derlei Fakten und Anekdoten erweitern will, sollte dem pfälzischen Siebeldingen einen Besuch abstatteten.

Rebenlehrpfad beim Institut für Rebenzüchtung des Julius-Kühn-Instituts, Geilweilerhof, 76833 Siebeldingen.

Unweit des hübschen Dorfes, im Geilweiler Hof, hat das Institut für Rebenzüchtung des Julius-Kühn-Instituts seinen Sitz. Interessierte Besucher finden hier einen sogenannten Rebenlehrpfad. Auf einem Rundweg durch die Weinberge von etwa 2,4 Kilometer Länge verteilen sich 15 Schautafeln, die allerhand Wissenswertes rund um Reben und Wein vermitteln. Die Informationen reichen von den Zielen der Rebzüchtung, über Herkunft und Verbreitung der Rebsorten bis hin zu Schädlingen und ihren Auswirkungen auf den Weinbau.

Herzstück sind zwei Hänge, auf denen verschiedene nationale und internationale Rebsorten angebaut sowie deren Herkunft und Eigenarten anschaulich beschrieben werden. Gäste mit dem Wohnmobil wählen für die Übernachtung und Ausgangspunkt der lehrreichen Wanderung einen der zahlreichen Stellplätze in der Südpfalz, die sich häufig direkt bei Winzern und deren Weinbergen befinden. Bei unserem Besuch fiel die Wahl auf das Wein- und Sektgut Marienfelderhof in Siebeldingen. Von den idyllisch an den Weinreben und abseits der Hauptstraße gelegenen Stellflächen auf einer Wiese hinter dem Weingut liegt der Geilweilerhof mit dem Rebenlehrpfad gerade einmal eine Viertelstunde Fußweg (ca. 1,2 Kilometer) entfernt.

Blick über die Hänge mit dem Sortiment nationaler und internationaler Rebsorten. Kleine Tafeln informieren zu den einzelnen Rebsorten.

Die eingangs beschriebenen Rebsorten Müller-Thurgau und Kerner findet der Besucher am Hang mit dem Sortiment nationaler Rebsorten. Dort wächst auch die Scheurebe, die der Züchter Georg Scheu aus dem rheinhessischen Alzey erstmals 1916 als Kreuzung von Riesling und Bukettraube erschuf. Die Weißweine aus diesen Trauben gelten als sehr aromatisch und sollen an schwarze Johannisbeere und Grapefruit erinnern. Trauben der Scheurebe werden demnach auch gern als Eiswein ausgebaut.

Ein paar Schritte weiter findet sich die Sammlung internationaler Rebsorten. Auf den weißen Schildchen direkt an den Reben liest der Besucher Namen, die er vermutlich noch nie gehört hat – es sei denn, er verfügt bereits über ein ausgeprägtes Wein-Vorwissen. So wächst hier zum Beispiel eine Reb-Reihe mit Assyrtiko, einer Weißweinsorte, die ausschließlich in Griechenland und dort vorwiegend auf der Kykladen-Insel Santorin angebaut wird. Eine wichtige Eigenschaft der Rebsorte: Sie behält auch unter heißeren Klimabedingungen ausreichend Säure.

Daneben wächst eine Reihe mit Alvarinho, der fast ausschließlich auf der iberischen Halbinsel zu Hause ist. Älteren Aufzeichnungen zufolge stamme die Sorte aus Galizien, informiert die Tafel am Beginn der Reb-Reihe. Interessant: Das Institut unterhält das umfangreichste deutsche Reb-Sortiment und verwaltet mehrere Datenbanken über Rebsorten, um die genetische Vielfalt zu erhalten und zu evaluieren. Ziel ist nicht der Anbau in großem Stil vor Ort, sondern die Entwicklung neuer, an das deutsche Klima angepasster Rebsorten, die gegen Schädlinge resistent sind und trotzdem eine hohe Weinqualität ermöglichen.

Nach so viel theoretischem Input darf bei einer Reise in die Pfalz natürlich auch die Wein-Praxis nicht zu kurz kommen. Was gibt es Schöneres, als auf dem Stellplatz in den Weinbergen vor dem eigenen Wohnmobil zu sitzen und eine vor Ort beim Winzer erworbene Flasche Wein zu genießen?

 

Infobox

Stellplatz am Wein- und Sektgut Marienfelderhof

76833 Siebeldingen/Pfalz, Tel.: 06345 919112, weingut@marienfelderhof.de, www.marienfelderhof.de

3 Stellplätze auf Wiese in den Weinbergen hinter dem Weingut; 17 Euro pro Nacht und Mobil, Strom: 3 Euro; Saison von Mai bis September; Weinverkauf in der Saison auch sonntags von 10 bis 12 Uhr geöffnet; Reservierung möglich.

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Redaktion
Simon Ribnitzky
Simon Ribnitzky ist seit August 2019 Teil des Teams der Reisemobil International und wurde 2022 Chefredakteur.
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