> Campervan oder Teilintegrierter: Wer bietet mehr fürs Geld?

Weinsberg X-Cursion Van 500 MQ gegen Knaus Boxdrive 600 XL

12.03.2024
Text: Juan Gamero | Bild: Zuckerfabrik Fotodesign

Ein nahezu identisches Wohnkonzept, kompakte Abmessungen und viele innovative Detaillösungen: Weinsberg X-Cursion Van 500 MQ und Knaus Boxdrive 600 XL haben viel gemeinsam und sind aber grundverschieden.

Der Trend zu kompakten Reisemobilen unter sechs Metern Länge ist ungebrochen. Beliebt sind dabei kurze und schmale Teilintegrierte ebenso wie ausgebaute Kastenwagen.

Knaus und die Schwestermarke Weinsberg bedienen mit zwei hochinteressanten Modellen beide Trends. Dabei setzen sowohl der 5,88 Meter kurze Teilintegrierte wie der 598 Zentimeter messende Campervan auf eine Einrichtung mit cleverem Querheckbett und Längsbad, Längsküche, Halbdinette und eine pfiffige Hub- beziehungsweise Hochdachbettkonstruktion.

Beim Basisfahrzeug trennen sich die Wege der Geschwister jedoch: Während der Knaus Boxdrive 600 XL auf dem VW Crafter-Zwilling MAN TGE basiert, dient dem Weinsberg X-Cursion Van 500 MQ der kleinere und dynamischere VW T6.1 als Untersatz, der sonst üblicherweise für Campingbusse Verwendung findet. Welches Konzept am Ende schlüssiger erscheint und überzeugt, klärt der direkte Vergleich.

Bildergalerie

Aufbau

Beim Thema Kabinenkonstruktion sind die Unterschiede der beiden Fahrzeuggattungen grundsätzlicher Natur.

Der Knaus-Boxdrive-Kastenwagen verfügt über die originale und 204 Zentimeter schmale Stahlblechkarosserie des MAN TGE mit Wand- und Bodenstärken von 25 Millimetern.

Das formschöne GfK-Hochdach stammt von VW und wird auch im Crafter-Van Grand California verbaut. Die wasserabweisende Isolierung besteht aus PE-Vlies mit PE-Schaum und XPS (extrudiertem Polystyrol).

Die Innenbodenplatte wird in Sandwichbauweise aus wasserabweisenden XPS-Platten, Pappelsperrholz und PVC-Belag gefertigt. Innenwände und Dach versieht Knaus mit Kunststoff- und Textilverkleidungen. PU-Rahmenfenster mit Alu-Rahmen werten den Boxdrive auf.

Weinsberg fertigt die 216 Zentimeter schmale Wohnkabine des X-Cursion Van 500 MQ mit klassischen Alu-Sandwichwänden (32 Millimeter) inklusive Holzeinlagen, gegen Nässe beschichtetem Holz-Sandwichboden (40 Millimeter) und GfK-Sandwichdach (32 Millimeter). Die Isolierung besteht aus EPS (expandiertem Polystyrol), das nicht wasserabweisend ist.

Auch begnügt sich der außergewöhnliche Teilintegrierte mit einfachen aufgesetzten Fenstern. Den 55 Zentimeter schmalen Eingang bestückt Weinsberg jedoch mit einer soliden Komfort-Aufbautür inklusive Zweifachverriegelung, Fenster und Einhänge-Leder-Einkaufstasche. Die Toilettenschächte sind in beiden Fällen gegen Nässe gekapselt.

Virtueller Rundgang durch den Knaus Boxdrive 600 XL

Innenausbau

Die zwölf Zentimeter schmalere und sich – typisch Campervan – im oberen Bereich nach innen wölbende Kabine des Boxdrive 600 XL reduziert die Bewegungsfreiheit im Vergleich zum Wohnraum des teilintegrierten X-Cursion Van.

Der Mittelgang ist lediglich 43 im mittleren und 47 Zentimeter im hinteren Bereich breit. Im 500 MQ sind es immerhin – wenn auch nicht üppige – 53 und 57 Zentimeter. Zwar geht es im 5,88 Zentimeter kurzen Teilintegrierten letztlich auch eng zu, der Mittelgang ist aber rund zehn Zentimeter breiter und die Wände verlaufen im Gegensatz zum Boxdrive bis hin zur Decke gerade. Das verschafft dem X-Cursion Van einen starken Vorteil.

Im Heck des Teilintegrierten verbaut Weinsberg ein 200 mal 135 Zentimeter großes und hochgesetztes Querbett. Vollständig nutzen lässt es sich jedoch nur, wenn der Camper vorher die Decke der Duschkabine herunter auf die Höhe des Bettes zieht.

Die ist 90 mal 70 Zentimeter groß und ihre Oberseite bildet einen Teil des Bettkastens, über den ein Matratzenteil gelegt wird. Die Toilette des sogenannten Flexbades bleibt nachts dennoch nutzbar.

Eine nahezu geniale Idee mit Sinn für Raumökonomie. Nachteil: In der Praxis war eine Menge Kraft nötig, um im Testmobil den Gasfeder-Mechanismus zu handeln. Außerdem muss der Reisemobilist vor dem Zubettgehen erstmal Hand anlegen, was dem einen oder anderen zu umständlich sein könnte.

Dennoch: Auf engem Raum realisiert Weinsberg mit dieser Lösung ein Doppelbett und ein Bad mit separater Duschkabine.

Mit 145 Zentimetern ist das Querheckbett des Boxdrive 600 XL zwar breiter, aber auch kürzer (194 Zentimeter) als das Pendant im X-Cursion Van. Da die TGE-Karosserie hier nur eine Innenbreite von rund 165 Zentimetern zulässt, werden im Werk links und rechts formschöne Karosserieverbreiterungen montiert.

Das leichtgängige und an Schienen geführte Hubbett (serienmäßig ist ein Festbett verbaut) zieht der Camper zum Schlafen nach unten. Die Kopffreiheit beträgt angenehme 80 Zentimeter. Darunter verbleibt eine große, durchladbare Garage, die jedoch letztlich nicht an die Dimensionen der X-Cursion-Van-Garage herankommt. Serie: die zweite Garagentür (Edition Pepper).

Virtueller Rundgang durch den Weinsberg X-Cursion Van 500 MQ

Optional bietet Weinsberg für den 500 MQ ein sogenanntes „Easy-Move-Bett“ über dem Cockpit an. Anstelle von Stauschränken treten dann wahlweise ein ausziehbares Einzel- oder Doppelbett (Aufpreis 1.808 oder 2.129 Euro).

Ist das Längsschläferbett ausgezogen, bleibt kaum Bewegungsfreiheit mehr im Teilintegrierten, um sich beispielsweise umzuziehen. Auch versperrt es dann den Ausgang. Einzig und allein Platz zum Stehen steht einem Camper vor dem Bad dann noch zur Verfügung, das aber immerhin zugänglich bleibt.

Knaus baut beim Boxdrive 600 XL eine Zweiersitzbank von Aguti mit Einzelsitz-Struktur ein, die sich einerseits mittels Seitenauszug verbreitern lässt und deren Sitzflächen der Einzelsitze sich einzeln und individuell nach vorne schieben lassen. Die Rückenlehnen werden prallel dazu angewinkelt. Dadurch erhöht sich der Sitzkomfort gewaltig.

Die davor platzierte Einhängetischplatte (82 mal 43 Zentimeter) lässt sich um 45 Zentimeter verlängern, damit auch der Camper auf dem gedrehten Beifahrersitz bequem Zugriff auf die Tafel erhält. Um den Zugang zur Sitzbank zu erleichtern, stattet Knaus die Tischplatte ohne Tischfuß aus. Allerdings sollte man sich nicht zu stark auf die Platte stützen.

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Unser Tipp:

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Grundriss Weinsberg X-Cursion Van 500 MQ

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Technische Daten Weinsberg X-Cursion Van 500 MQ

Basisfahrzeug: VW T6.1 mit Leiterrahmen-Chassis, Einzelradaufhängung mit McPherson-Federbeinen vorn, Starrachse an Längsblattfedern hinten, Turbodiesel 110 kW/150 PS, 7-Gang -DSG-Automatikgetriebe, Frontantrieb
Maße und Massen: (L x B x H) 588 x 216 x 295 cm; Radstand 340 cm, Innenhöhe 199 cm, Masse fahrbereit 2.595 kg, zulässige Gesamtmasse 3.200 kg
Betten: 200 x 135 cm, Dachbett optional 199 x 145 cm
Füllmengen: Frisch-/Abwasser 65/58 l, Kühlschrank 90 l; Gas 1 x 11 kg; Diesel 70 l; AdBlue 27 l
Aufbau: Wände Alu-Sandwich, Dach GfK-Sandwich, Boden Holz-Sandwich mit Schutzanstrich, Isolierung EPS, vorgehängte Fenster
Grundpreis: 82.090 €

Grundriss Knaus Boxdrive 600 XL

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Technische Daten Knaus Boxdrive 600 XL

Basisfahrzeug: MAN TGE 35 Kastenwagen, Einzelradaufhängung mit McPherson-Federbeinen vorn, Starrachse an Längsblattfedern hinten, Turbodiesel 130 kW/177 PS, Achtstufen-Wandlerautomatik, Frontantrieb
Maße und Massen: (L x B x H) 598 x 204 x 309 cm; Radstand 364 cm, Innenhöhe 225 cm, Masse fahrbereit 2.965 kg; zulässige Gesamtmasse 3.500 kg
Betten: Heckbett 194 x 145 cm, Hochdachbett 186 x 124 cm
Füllmengen: Frisch-/Abwasser 100/80 l; Kühlschrank 69 l; Gas 1 x 2,7 kg; Diesel 75 l; AdBlue 30 l
Aufbau: Wände Stahlblech, Dach GfK-Sandwich, Sandwich-Bodenplatte, Isolierung XPS, PU-Rahmenfenster
Grundpreis: 82.830 €

Redaktion
Juan Gamero
Juan Gamero ist seit Juli 1991 bei der Reisemobil International. Er testet Reisemobile & Co. und ist Experte für Technik.
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