Dass viele Völker und Kulturen Ischia prägten, zeigt sich sogar in der Sprache: In den sechs Gemeinden der Insel sprechen die Menschen ihren jeweils eigenen Dialekt, um damit ihr Erbe zu bewahren. Maurische, griechische und byzantinische Einflüsse finden sich in der Wallfahrtskirche Madonna del Soccorso, dem Wahrzeichen der Gemeinde Forio. In den winkeligen und teils sehr engen gepflasterten Gässchen sind außerdem Zeugnisse der türkischen Eroberer sichtbar. Etwa der imposante Torrione, einer von zwölf Wachtürmen, die vor Eindringlingen warnen sollten – nicht ohne Grund: Tatsächlich raubten und vergewaltigten die Sarazenen die Bewohner der Insel, versklavten und verschleppten sie. Um sich zu schützen, flohen die Einwohner in die Hänge des Monte Epomeo, 789 Meter hoher Schicksalsberg und Symbol Ischias. Dort verbargen sie sich in Höhlenwohnungen, die bereits in der Antike als Behausung bei Vulkanausbrüchen in vom Berg abgerutschte Monolithen gehauen wurden. Diese Wohnstätten sind bei einer Wanderung durch die Kastanienhaine im Falanga-Wald zu besichtigen. Noch heute dienen sie Hirten und Jägern als Unterschlupf. Apropos Wandern: Praktisch an jeder Ecke der Insel eröffnen sich Blicke auf kilometerlange Strände, heimelige Buchten und wuchtige Felsen, die ihre Nase über in der Sonne glitzerndes kristallklares Wasser strecken.
Überall auf der Insel umrahmen Parracine, typische Trockenmauern aus grünem Tuffstein, die Weinberge. Deren Reben schmiegen sich von allen Seiten an den Epomeo und bringen den charakteristischen Ischia bianco mit fruchtig-zarter Note hervor. Dieser Weißwein darf auch als Sekt oder als superiore angeboten werden und muss aus 45 bis 70 Prozent Forastera- und 30 bis 55 Prozent Biancolella-Trauben bestehen. Seine Farbe changiert ins Strohgelb, er duftet angenehm floral und fruchtig. Ischia Doc bianco ist trocken, mittelmäßig strukturiert und harmonisch mit Mandelnoten. Er passt hervorragend zum Fisch der süditalienischen Küche. Im Punta Chiarito Resort, 50 Meter über der Bucht von Sorgeto, gibt es diesen leckeren Tropfen zu kosten. Nicola Ruffano höchstpersönlich, wahrscheinlich bekanntester Winzer der Insel, liebt sein Handwerk und kredenzt stolz seinen Gästen die Früchte seiner Arbeit. Geheimtipp: Gäste schwimmen hier in Thermalwasser unterirdisch quer durch einen Felsen. Die zerklüftete Küste erlaubt aber auch ein sicheres Bad in abgelegenen Buchten. Ein Genuss ist es, sich auf den vulkanischen Felsen in der wilden Natur von Punta Caruso zu sonnen.