> Auf Tour entlang der schönsten Campingplätze und Wohnmobilstellplätze in Südtirol

Schnee und Palmen

09.05.2021
Text: Jutta Neumann | Bild: IDM Südtirol

Frühlingstour durch Südtirol: Einmal über den Brenner auf die Südseite der Alpen, schon ist man mittendrin in der herrlichen Kulisse der Dolomiten. Reisemobilisten nächtigen gut auf aussichtsreichen Stell- und Campingplätzen. Wir machen den Stellplatz-Check.

Spektakulär und üppig: Die Region in Norditalien ist äußerst facettenreich und gilt seit Jahrhunderten als Drehscheibe zwischen Nord und Süd, was sich auch in den drei Landessprachen Deutsch, Italienisch und Ladinisch widerspiegelt. Von den unterschiedlichen kulturellen Einflüssen zeugen neben den vielen Burgen, Schlössern und Kirchen, auch die Spezialitäten der köstlichen Südtiroler Küche. Gourmets kommen hier genauso auf ihre Kosten wie aktive Kulturgenießer – ob bei einem Aperitif im mediterranen Meran, einer Safari entlang der ältesten Weinstraße Italiens oder in Bozen beim Besuch von Ötzi aus dem Eis.

Die abwechslungsreiche Tour schlägt einen Bogen von der Seiseralm über steile und gewundene Passstraßen an den von der UNESCO als Welterbe gelisteten Dolomiten vorbei bis hinunter ins lieblich blühende Tal und ab Bozen an der Südtiroler Weinstraße entlang bis nach Meran. Hinweis aus gegebenem Anlass: Der aktuelle Stand der Coronabestimmungen ist jeweils hier abrufbar: www.suedtirol.info

Kastelruth

Die erste Etappe der Tour beginnt etwa 60 Kilometer südlich vom Brenner und führt über mehrere abenteuerliche Haarnadelkurven steil hinauf nach Kastelruth. Majestätisch recken sich dort die bizarren Felsformationen der Dolomiten in den blauen Himmel. Luft und Landschaft inspirieren hier nicht nur zum Wandern, sondern offenbar auch zum Singen.

Neben dem berühmten Minnesänger Oswald von Wolkenstein hat der Ort auch die vor allem bei Volksmusikfreunden bekannten Kastelruther Spatzen hervorgebracht. Malerisch umgeben von grünen Wiesen und Wäldern liegt der schmucke Ortskern auf rund 1.000 Meter direkt unterhalb der Seiser Alm.

Schon von Weitem ist er an seinem Kirchturm zu erkennen, mit 82 Metern einem der höchsten in Südtirol. Wer die 325 Holzstufen des barocken Emporkömmlings erklimmt, wird mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Grandios ist der Blick auch am Stellplatz beim Tirlerhof. Der Ferienbauernhof liegt etwa zehn Gehminuten von der Ortsmitte entfernt. Wohnmobile stehen hier idyllisch und mit Bergpanorama auf einer blumenübersäten Wiese. Es gibt Strom, Wasser und eine sehr einfache Toilette. Die Einfahrt ist allerdings recht schmal.

Völs am Schlern

Das nächste Ziel ist der Camping Seiser Alm etwa acht Kilometer weiter südwestlich in Völs. Auf dem Weg dorthin bietet sich ein Stopp in Seis an. Das hübsche Bergdorf gilt als Tor zu den Dolomiten. Wanderer steigen hier in die Seiser Alm Bahn, die sie schnell und bequem auf Europas größte Hochalm bringt.

Angekommen am Campingplatz, der auch Stellplätze vor der Schranke anbietet, wird schnell klar, warum dieser Platz fast immer ausgebucht ist. Die Lage ist – wie ein begeisterter Besucher ausruft – „breath taking“. Tatsächlich lässt einen der Anblick des 2.563 Meter hohen Schlern mit seinen charakteristischen Zacken von hieraus mit offenem Mund staunen.

Hier kommt man den Sternen näher – auch auf dem Platz – der luxuriöse Sanitärbereich, das gemütliche Restaurant, der gut sortierte Mini-Markt, ein Salzwasser- Pool und die Freundlichkeit der Mitarbeiter – alles vom Feinsten. Das hat natürlich seinen Preis, auch auf dem Stellplatz.

Ausflugsmöglichkeiten gibt es von hier aus viele: zu Fuß spaziert man in einer guten halbe Stunde über einen wunderschönen Wanderweg zum Völser Weiher, einem der saubersten Badeseen Italiens. Gut erfrischt geht es von hier aus weiter zur Tuff-Alm, die traumhaft auf einem weitläufigen Hochplateau liegt. Nicht nur Kinder freuen sich über die vielen Tiere im Streichelzoo und belohnen sich nach dem leichten Aufstieg mit hausgemachten Knödeln, Speckplatte oder Kaiserschmarn.

Karneid/Gummer

Bestens erholt geht es weiter nach Karneid, genauer in das „Sternendorf“ Gummer zum Stellplatz am Untereggerhof. Es sind zwar nur rund 25 Kilometer, aber die haben es in sich. Von Blumau aus windet sich die SP 132 in steilen Serpentinen hinauf bis auf gut 1.300 Meter.

Aber jede Kurve hat sich mehr als gelohnt: Der Ort ist so einladend, dass es kaum vorstellbar ist, ihn so schnell wieder zu verlassen. In trauter Eintracht mit Kühen, zwitschernden Vögeln und allerlei summendem Getier vespern mobile Reisende mitten im Grünen mit einer herrlichen Aussicht neben ihrem Wohnmobil.

Wer keine Lust hat, selber zu kochen, lässt sich von den Hausherren verwöhnen mit hausgemachten Südtiroler Spezialitäten. Kalorien verbrennen geht hier direkt vor der Wohnmobil-Tür. Zum Beispiel auf dem Planeten-Weg, der nur wenige Schritte vom Untereggerhof entfernt bei der einzigen Sternwarte Südtirols beginnt.

Radler bei Bozen

Maria Weißenstein/Pietralba

Auch die Fahrt zum nächsten Ziel ist abenteuerlich – gut, wenn der Magen dann wieder leer ist: Die Haarnadelkurven fordern Steuerfrau und Beifahrern einiges ab. Über die SS 620 und die SP 72 schlängelt sich das Wohnmobil die rund 26 Kilometer bis nach Pietralba. Besuchermagnet und Pilgerstation ist der Konvent Maria Weißenstein, auf dessen Parkplatz auch Reisemobilisten unterkommen – ohne jeglichen Service, dafür kostenfrei und mit Blick auf die eindrucksvolle barocke Basilika, die sich auf 1.520 Metern als “Dom in den Dolomiten” majestätisch über das Eggental erhebt.

Benannt wurde das Kloster, welches spätestens seit dem Besuch von Papst Johannes Paul II. weltberühmt ist, nach dem Bergbauern Leonhard Weißensteiner. Im Jahr 1553 soll ihm nach einem Absturz in eine tiefe Schlucht die Muttergottes begegnet sein. Ihr zu Ehren baute er eine Kapelle, die sich immer weiterentwickelte und heute mit mehreren Prachtgebäuden beeindruckt. Gläubigen gilt der Wallfahrtsort als Kraftplatz, von dem sie sich Heilung und Einsichten erhoffen.

Davon zeugen nicht zuletzt die vielen Votivbilder, welche dankbare Pilger hinterlassen haben. Sie säumen den gesamten Seiteneingang zur Kirche. Die Kirche selbst zeigt sich mit wertvollen Kunstschätzen, wie dem mit Blattgold und –silber überzogenen Hochaltar und den kostbaren Gewölbefresken von Adam Mölk. In der Kirche befindet sich auch die Ursprungskapelle.

Varena

Der absolute Höhepunkt der Tour – wortwörtlich gemeint – wartet etwa 22 Kilometer weiter südwestlich auf dem Gebirgspass „Passo die Lavazé“, ein Paradies für Wanderer und für Wintersportler, die hier rund achtzig Kilometer Skipisten und Langlaufloipen nutzen. Die abwechslungsreiche Fahrt durch die beeindruckende hochalpine Landschaft führt nach Varena, wo Reisemobile auf rund 1.800 Metern über NN auf einem gut ausgestatteten, relativ neu eingerichteten Stellplatz in Empfang genommen werden. Wer gleich loswandern will, Stille und Einsamkeit sucht, ist hier genau richtig.

Außer ein paar Ziegen, die neugierig das Auto beschnüffeln, war zum Tourzeitpunkt im Herbst niemand zu sehen. Die Aussicht ist unbezahlbar. Mit Lebensmitteln sollte man sich aber besser vorher eindecken – einkaufen ist hier oben nicht möglich. Dafür locken mehrere bewirtschaftete Hütten und Almen als Zwischenstopp auf einer Wanderung.

In den Weinbergen bei Kaltern

Kurtatsch

Kulissenwechsel: Nach dem Höhenflug geht es jetzt wieder bergab in die üppig blühende Ebene zur Südtiroler Weinstraße. Auf der SS 48 müssen noch einige steile Kurven genommen werden, bis etwa 41 Kilometer weiter über die SP 19 auf der anderen Seite der Etsch der Ort Kurtatsch erreicht ist. Das historiche Weindorf liegt mitten in einer hügeligen Reblandschaft auf einem Sonnenbalkon. In dem milden Klima gedeihen nicht nur Äpfel und Trauben prächtig, sondern auch Zypressen, Oleander, Feigen- und Olivenbäume. Die Umgebung ist weithin bekannt für ihre kulinarischen Spezialitäten und den ausgezeichneten Wein.

Schon in der Antike bauten ihn die Römer hier an, wie Ausgrabungen eines alten Weinberges bezeugen. In Kurtatsch gibt es gleich mehrere Winzer, deren edle Tropfen bereits ausgezeichnet wurden. Wer sich weiterbilden will, frischt seine enologischen Kenntnisse auf dem “Weinweg” auf. Der Lehrpfad informiert über Anbaumethoden und Weinsorten. Als Belohnung wartet ein Verkostung beim Winzer.

Mobile Reisende stehen relativ zentral und sehr idyllisch beim Camping Obstgarten, der nicht zufällig so heißt. Umgeben von blühenden Apfelbäumen und ausgestattet mit einem liebevoll angelegten Naturbadeteich sowie äußerst gepflegten sanitären Anlagen lässt es sich hier herrlich entspannen. Durchreisende, die auf dem Camping nicht mehr unterkommen, nutzen die drei Stellplätze neben der Rezeption. Eine Reservierung ist zu empfehlen – der Platz ist klein und sehr beliebt.

Kaltern

Das nächste Ziel dieser sehr abwechslungsreichen Tour führt zum wärmsten Badesee der Alpen – nach Kaltern. Und der wird seinem Ruf gerecht – Badegäste tummeln sich selbst bis spät in den Herbst hinein im Wasser und auf dem Steg beim Camping Gretl am See und genießen das milde Wetter. Wem es doch zu frisch ist, nutzt das beheizte Freibad nebenan, zu dem es einen kostenlosen Zugang gibt.

Der Platz liegt sehr schön und wirkt familiär und entspannt. Das Sanitärgebäude ist nicht mehr auf dem neuesten Stand, aber es ist sauber und erfüllt seinen Zweck. Der Betreiber ist sehr hilfsbereit und ich kann das Mobil fast ganz vorne am See platzieren – herrlich. Es ist allerdings nicht möglich, hier zu reservieren und der Platz ist der einzige direkt am See – man braucht also etwas Glück und notfalls eine Ausweichmöglichkeit – zum Beispiel in Eppan.

Bevor es dorthin weitergeht, gibt es aber noch Einiges zu entdecken in Kaltern. Herzstück ist der malerische Marktplatz: Hier befinden sich ein bezaubernder barocker Brunnen mit Mariensäule sowie die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt mit ihrem fast 73 Meter hohen gotischen Turm. Der Bummel durch den Ort führt an altehrwürdigen Ansitzen im für die Gegend typischen Überetscher Stil vorbei. Wer Wein nicht nur genießen, sondern auch mehr über seine Geschichte erfahren will, findet hier außerdem das Südtiroler Weinmuseum.

Wahrzeichen der Region ist die Ruine Leuchtenburg, die urig über dem See auf einem Hügel thront. Wanderer erklimmen sie über einen gut ausgeschilderten Weg und genießen von oben einen fantastischen Rundumblick über Kaltern und Tramin, über das Südtiroler Unterland bis hin zu den nahen Bergmassiven.

Tipp: Frühlingstal Wanderung zum Weiler Montiggl. In etwa drei Stunden geht’s von Kaltern durchs Frühlingstal und wieder zurück. Zauberhaft ist die Tour im März, wenn die ersten Frühlingsblumen das Tal in ein weißes Blütenmeer verwandeln.

Eppan

Das Frühlingstal ist auch von Eppan aus gut zu begehen. Die Gemeinde liegt etwa zehn Kilometer von Kaltern entfernt und lockt schon auf der Landkarte mit zwei nebeneinander liegenden blauen Flecken – den Montiggler Seen, deren romantische Uferplätzchen man über lauschige Waldwege erreicht. Am größeren der beiden wartet das Bad „Lido Montiggl“ mit der längsten Wasserrutsche Südtirols, einem Sprungturm, einer Liegewiese sowie mit gastronomischer Rundumversorgung auf erlebnishungrige Gäste.

Wer es eher ruhig und still mag, wandert zum kleinen Montiggler See. Auch dieser lässt sich wunderbar durchschwimmen, mit einem Boot durchqueren oder per pedes sowie mit dem Bike umrunden. Mit dem Rad geht es dann auch wieder zurück an den knapp drei Kilometer entfernten Camping Montiggl. Der neu angelegte Platz liegt am Waldrand und ist luxuriös ausgestattet mit großzügigen Stellplätzen, einem Naturschwimmteich und einem super Lokal.

Blick auf Meran

Bozen

Von Eppan aus ist es nur noch ein Katzensprung in Südtirols Hauptstadt, die sich mit ihren rund 100.000 Einwohnern in dem von hügeligen Weinbergen umgebenen Tal ausbreitet. Besonders sehenswert ist die historische Altstadt mit ihren markanten Arkaden, den urigen Gassen und den großzügigen Plätzen. Zu den Hauptattraktionen der auch kulturell sehr lebendigen Stadt gehören vier Burgen und Schlösser sowie sieben Museen.

Besuchermagnet Nummer eins ist das Südtiroler Archäologiemuseum, welches die weltberühmte Gletschermumie „Ötzi“ beherbergt. Nicht weit entfernt besichtigen Stadtbummler den eindrucksvollen Dom Maria Himmelfahrt. Seit diesem Jahr darf sich die Stadt – als erste Italiens – außerdem mit dem Titel „Klimagemeinde Gold“ schmücken – der höchsten europaweit anerkannten Auszeichnung für kommunalen Klimaschutz.

Nur mit einem schönen Stellplatz kann Bozen nicht dienen, deswegen geht es zum Übernachten auf dem Weg nach Meran zum Luxury Camping Schlosshof Resort in Lana. Der Name ist Programm: Die aufmerksamen Gastgeber verwöhnen Camper nicht nur mit einer luxuriösen Ausstattung, sondern auch mit Wellnessangeboten im SPA-Bereich, mit Cocktails am Pool und voraussichtlich von 2. bis 9. Mai sogar mit einer extra Genuss- & Kulturwoche.

Geboten sind dann geführte Almwanderungen, Radtouren, Weinverkostungen und ein Tanzabend auf der Terrasse. Im hauseigenen Restaurant werden Camper außerdem täglich mit leckeren Spargelgerichten verwöhnt. Weitere Infos und Reservierung: www.schlosshof.it

Bildergalerie

Meran

Krönender Abschluss einer Tour mit zahlreichen Höhepunkten ist in Meran. Die berühmteste Trägerin einer Krone dürfte dort wohl Sissi gewesen sein. Die damalige Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn verhalf dem mediterranen Luftkurort an der Passer Ende des 19. Jahrhunderts mit mehreren Aufenthalten zu großer Bekanntheit.

Und auch heute noch begegnet man ihr hier fast auf Schritt und Tritt. Zusammen mit ihren Töchtern erholte sich die oft kränkelnde Kaiserin auf dem hoch über der Stadt thronenden Schloss Trauttmansdorff, das heute mit seinen eindrucksvollen botanischen Gärten jedes Jahr zahlreiche Besucher anlockt (Tipp der Autorin). Dort beginnt auch der romantische Sissi-Weg, der sich zunächst durch Weinberge und am Schloss Pienzenau vorbei (wo es den besten Kaiserschmarrn der Welt gibt) durch ein Viertel mit Jugendstilvillen schlängelt und weiter über die Römerbrücke und entlang der Wandelhalle in die historische Altstadt bis zu dem nach ihr benannten Sissi-Park führt.

Die Stadt selbst besticht mit ihren Kontrasten: Im Vordergrund das urbane Flair mit zahlreichen einladenden Cafés, Eisdielen und Restaurants, Galerien und Geschäften, dazu eindrucksvolle Prunkbauten der Belle Époque wie das Kurhaus und die üppige Bepflanzung an der mondänen Kurpromenade an der Passer – im Hintergrund vor Palmen die schneebedeckten Gipfel der Gletscher.

Tipp für Blumenfreunde: Von 23. – 25. April zeigen beim Merano-Flower-Festival namhafte Pflanzenzüchter ihre neuesten Kreationen bei einer Blumen- und Zierpflanzenausstellung in der Altstadt. Über die Passerpomenade erreichen Camper auch den Stellplatz am Stadtrand – ohne Service, aber ruhig und gratis nutzbar.

Wer mehr Luxus und Aussicht sucht, checkt oberhalb der Stadt am Campingplatz ein. Eine toller Ausgangspunkt für einen Meran-Besuch ist außerdem der schön angelegte Stellplatz in Dorf Tirol. Das Fahrzeug kann man dort stehen lassen und mit dem Bus oder dem Sessellift direkt in die Alstadt fahren. Sehr praktisch.

Infobox

Viele weitere Reiseziele und Wohnmobiltouren in Deutschland finden Sie in unserem Tourenführer Die 20 besten Wohnmobiltouren in Deutschland – Band 1.

Weitere Wohnmobilstellplätze in Hessen und Rheinland-Pfalz finden Sie im BORDATLAS oder bei BORDATLAS Online.

Redaktion
Jutta Neumann
Jutta Neumann nimmt seit Oktober 2017 als begeisterte Camperin reisemobilfreundliche Routen und Stellplätze unter die Lupe.
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