> Wohnmobilstellplätze und Campingplätze in Baden-Württemberg

Unterwegs im Ländle

16.11.2020
Text: Philipp Pilson | Bild: Schwäbische Alb Tourismus / Günther-Bayerl

Die Region am Rande der Schwäbischen Alb und rund um Stuttgart ist nicht nur landschaftlich reizvoll. Eine Wohnmobiltour auf den Spuren berühmter Dichter, bedeutender Dynastien - und naturnaher Campingplätze und Wohnmobilstellplätze in Baden-Württemberg.

Wir sind das Volk der Dichter, ein jeder dichten kann, man seh’ nur die Gesichter, von unsereinem an. Der Schelling und der Hegel, der Schiller und der Hauff, das ist bei uns die Regel, das fällt uns gar nicht auf.“

Die Worte des Kunsthistorikers Eduard Paulus (1837 bis 1907) über das Image der Schwaben ließen sich arrogant nennen, doch beim genaueren Hinsehen hat dieser bis heute von Baden-Württembergern gern zitierte Vers einen wahren Kern. Hölderlin, Mörike, Hesse, Heidegger: Die Liste berühmter Dichter und Philosophen, die von hier aus das europäische Geistesleben beeinflusst haben, ließe sich lange fortführen. Aber nicht nur für den Geist – auch für Körper, Seele und Geldbeutel – ist im Literaturland einiges geboten.

Calw

Die Tour startet in Calw an den Ausläufern des Schwarzwalds.

Zugegeben, die Hermann-Hesse-Stadt besticht weniger durch ihre mondäne Größe, als vielmehr durch ihren ruhigen, dornröschenhaften Charme. „Zwischen Bremen und Neapel, zwischen Wien und Singapur, habe ich manche hübsche Stadt gesehen. Die schönste Stadt von allen aber, die ich kenne, ist Calw an der Nagold“, schwärmte einst Hermann Hesse. Der berühmteste Sohn der Stadt und Dichter weltberühmter Romane und Erzählungen wie Steppenwolf ist hier am Marktplatz, direkt gegenüber dem Rathaus, 1877 geboren worden.

Vom gut besuchten und ruhig gelegenen Stellplatz am alten Bahnhof sind es nur wenige Gehminuten, und der Besucher steht vor dem Geburtshaus und Museum – oder auf der Brücke, einst Lieblingsort des Literaturnobelpreisträgers.

 

Leonberg

Von Calw aus folgen die Stellplatztester der B 295 und gelangen in eine der ältesten Städte Württembergs, die im Schatten Stuttgarts etwas unter dem Radar fliegt: Leonberg.

Hier erblickte im alten Pfarrhaus einer der bedeutendsten Philosophen des Abendlandes, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, 1775 das Licht der Welt. Eine ständige Ausstellung mit Erstausgaben und Bildnissen des Denkers befindet sich im Gedenkraum des Stadtmuseums. Hundekenner weltweit bringen Leonberg mit der liebevollen, nach der Stadt benannten Hunderasse in Verbindung. Wie stolz die Bewohner über die erstmals 1846 gezüchteten Vierbeiner sind, bezeugt die Bronzestatue vor der Stadthalle.

Eine Pause im nahen Pomeranzengarten, dem einzigen erhaltenen Terrassengarten der Renaissance in Baden-Württemberg, gehört selbstverständlich dazu. Nach der Pause wird es sportlich. Es geht hinauf zum Wahrzeichen der Stadt: den Engelbergturm. Wer Treppen nicht scheut – es sind 128 Stufen –, den belohnt ein schöner Ausblick über das Umland. Wer die Fahrt mit dem Reisemobil in die Stuttgarter Innenstadt meiden möchte, erreicht von hier aus per S-Bahn in kurzer Zeit die schwäbische Landeshauptstadt. Spannende Gegensätze, von A wie Auto bis Z wie Zoo, erwarten dort den Besucher. Die Großstadt selbst ist eine eigene Reise wert, daher lassen die Stellplatztester die Metropole im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und nehmen Kurs auf das nördlich von Stuttgart liegende Marbach am Neckar.

Marbach am Neckar

Auf den letzten Kilometern flankieren die von Weinreben gesäumten Hänge des Neckars die Fahrt, ehe das Ziel erreicht ist: die Schillerstadt Marbach. Literaturfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten, dafür sorgt das Museumstrio, bestehend aus Schiller Nationalmuseum, Literaturmuseum der Moderne und deutschem Literaturarchiv. Alle drei sowie das Geburtshaus Friedrich Schillers sind nur wenige Gehminuten vom Stellplatz entfernt.

Der ist vorbildlich ausgeschildert und gut zu erreichen. Eine Ver- und Entsorgungsanlage gibt es nahe dem Klärwerk an der Landesstraße zwischen Marbach und Murr. Alternativ bieten die lokalen Weingärtner Marbach am Ortsrand zwei gebührenfreie Stellplätze an.

Apropos Wein. Der spielt hier ebenfalls eine große Rolle. Daher nehmen die Tester die Füße in die Hand und folgen einem Teil des Württemberger Weinwanderweges ins angrenzende Bottwartal: dem Wein-Lese-Weg. Auf 35 Kilometern finden sich 15 Tafeln, die mit Anekdoten zum Schmunzeln oder Nachdenken anregen – inspirierend. Die Wanderkarte gibt es im örtlichen Tourismusbüro.

Übrigens: Der Schillerwein hat seinen Namen nicht dem berühmten Dichter zu verdanken, sondern angeblich seiner schillernden Farbe

Stauferland

Mit dieser Erkenntnis verlassen die Stellplatztester diesen schönen Flecken und folgen den Landstraßen vorbei an Winnenden und fahren hinein ins hügelige, landschaftlich bildschöne Stauferland.

Das Adelsgeschlecht der Staufer prägte das europäische Mittelalter entscheidend, allen voran Friedrich I. Barbarossa und sein Enkel Friedrich II. Sie gründeten nicht nur Universitäten und Städte, sondern herrschten als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches über ein Gebiet, das sich von der Grenze des heutigen Dänemarks bis nach Sizilien erstreckte. Stauferstelen an vielen Ecken der Region erinnern daran.

Der erste kurze Stopp erfolgt am Kloster Lorch, es steht idyllisch über dem Remstal. Die romanische Klosterkirche war einst Grablege der Staufer. Nicht verpassen: das Stauferrundbild des Künstlers Hans Kloss. Auf 30 Metern Länge und viereinhalb Metern Höhe erzählt das Leinwandgemälde die Geschichte der Staufer. Wenige Fußminuten entfernt finden sich am Bahnhof drei kostenlose Parkplätze für Reisemobile

Drei-Kaiser-Berge

Von hier aus sind es nur wenige Fahrminuten Richtung Hohenstaufen. Schonvon Weitem sichtbar prägen die nah beieinanderliegenden drei Kaiserberge Hohenstaufen, Rechberg und Stuifen das Landschaftsbild zwischen Göppingen und Schwäbisch Gmünd. Auf dem Hohenstaufen finden sich die Überreste der Stammburg der Staufer.

Das Reisemobil wird am Ortseingang auf dem Parkplatz der Musikkapelle abgestellt. Von hier aus geht es in einer kurzen, aber knackigen Wanderung auf den Gipfel des 684 Meter über NN hohen Hohenstaufen. Ein leichterer Aufstieg erfolgt direkt aus dem Ort. Oben erwarten den Besucher neben der Burgruine ein grandioses Panorama und eine Stauferstele aus apulischem Marmor.

Die Stellplatztester verlassen die Region und nähern sich der Schwäbischen Alb. An Göppingen und Kirchheim unter Teck vorbei geht es hinauf Richtung Beuren. Im dortigen Panorama-Thermalbad mit Blick auf die Burg Hohenneuffen lässt sich eine wohlverdiente Pause einlegen und nach der kräftezehrenden Wanderung neue Energie schöpfen. Passend hierzu: der kleine Stellplatz direkt an der Therme

Der Uracher Wasserfall zählt zu den schönsten und beeindruckendsten Naturschauspielen der Schwäbischen Alb. Wer gut zu Fuß ist: Steile Stufen führen hinauf und eröffnen dabei verschiedene Perspektiven.
Foto: Schwäbische Alb Tourismus / Wolfgang Trust

Bad Urach

Über die Alb geht es auf kleinen, geschwungenen Landstraßen weiter und wieder hinab Richtung Bad Urach. Vom Stellplatz an den Alb-Thermen lässt sich auf dem fünf Kilometer langen, aber leichten Poesieweg (Startpunkt Parkplatz P23) wandern und nebenbei die schöne Landschaft genießen.

Genau 20 Stationen mit Gedichten von Eduard Mörike, Nicodemus Frischlin und Gustav Schwab, die in Urach weilten, sorgen unterwegs für Abwechslung. Der Weg endet in der Uracher Altstadt.

Das Highlight des Ortes jedoch ist der Uracher Wasserfall, eines der schönsten Naturschauspiele der Schwäbischen Alb. Das Wasser stürzt hier 37 Meter ins Tal und das lässt sich von allen Perspektiven beobachten. Vom Stellplatz aus sind die drei Kilometer bis zum Ende des Maisentals mit dem Fahrrad schnell überwunden, aber auch mit einem geländegängigen Kinderwagen ist der Weg gut zu

Metzingen

Zurück auf der Straße tauchen die Tester nach wenigen Kilometern in eine andere Welt ein. Keine Dichterfürsten, keine Kaiser: Hier geht es um die Könige der Modewelt. Von Hugo Boss über Prada bis Gucci – wer sich royal kleiden oder einfach nur bummeln möchte, findet in Metzingen die Möglichkeit dazu. Auch namhafte Sportartikelhersteller haben in der weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Outlet-City eine Filiale. Sofern es die Zuladung und das nötige Kleingeld noch zulassen – am passenden Stellplatz direkt an der Outlet-City scheitert ein Besuch schon mal nicht.

Lichtenstein

Bevor die Stellplatztester weiter nach Tübingen fahren, lohnt ein kleiner Abstecher nach Lichtenstein. Hier wurde dem Schriftsteller und Märchenerzähler Wilhelm Hauff (1802-1827) und seinem Roman „Lichtenstein“ zu Ehren gar ein romantisches Schloss erbaut.

Das neugotische Märchenschloss entstand 1840 auf mittelalterlichen Fundamenten. Im Tal ist ein kleines, aber feines Museum Hauffs kurzem Leben und seinen bekannten Werken wie „Zwerg Nase“, „Der kleine Muck“ oder das „Wirtshaus im Spessart“ gewidmet.

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Tübingen

Nächster Halt: die Universitätsstadt Tübingen. Einer der schönsten Orte Baden-Württembergs, vereint er doch mit seinen romantischen Gassen in der mittelalterlich geprägten Altstadt schwäbische Gemütlichkeit mit internationalem  Flair. Und dabei schwingt nicht nur etwas Lokalpatriotismus des Autors als gebürtiger Tübinger mit.

Unbestritten ist die Schönheit der Neckarfront. Was unbedingt dazugehört: Es den Studenten gleich tun, auf der Neckarmauer verweilen und den Stocherkähnen hinterherschauen. Den Kopf nach rechts geneigt, fällt der Blick auf das Wahrzeichen Tübingens: den Hölderlinturm. Friedrich Hölderlin, einer der größten deutschen Dichter, verbrachte im ersten Stock des gelben Turms 36 Jahre seines Lebens. Heute befindet sich hier ein literarischer Erinnerungsort auf drei Etagen. Blickfang ist das einzig erhaltene Möbelstück des Dichters: sein Tisch.

Über Tübingen wird gesagt, es habe keine Uni, sondern es sei eine Uni. Die Unigebäude und die 28.000 Studierenden – und damit fast ein Drittel der Einwohner – prägen das Stadtbild. An der Universität haben über die Jahrhunderte hinweg berühmte Persönlichkeiten studiert und gelehrt. So verwundert es nicht, dass Tübingen als „Stadt der Dichter und Denker“ mehr als nur eine Floskel ist.

Eine Empfehlung und besonderes Erlebnis – auch für Nicht-Schwaben – ist die Teilnahme an einer unterhaltsamen Themen-Stadtführung. In „Gôgen und Gelehrte“ entführt der in einem knielangen Frack gewandete Stadtführer die Gäste charmant und schwäbisch schwätzend ins Tübingen des 19. Jahrhunderts.

Die Innenstadt ist vom nahe gelegenen Neckarcamping, wo es immer ein Plätzle gibt, bequem per pedes oder Rad zu erreichen. Der Stadtspaziergang führt zum schönen, fachwerkumsäumten Marktplatz samt Rathaus. Das Ensemble lässt sich wunderbar von einem der Cafés auf dem Platz aus betrachten. Von der guten Stube Tübingens geht es hinauf zum Schloss. Heute residiert hier das Institut der Klassischen Archäologie mit seinem sehenswerten Museum Alte Kulturen. Löwen, Mammuts, Pferde – zur Sammlung zählen die in Höhlen auf der Schwäbischen Alb gefundenen ältesten (40.000 Jahre) figürlichen Kunstwerke der Menschheit, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Im Schlosskeller lagert das älteste erhaltene Riesenweinfass der Welt von 1549. Besichtigung nur im Winter

Burg Hohenzollern

Allmählich kehren die Stellplatztester Tübingen den Rücken und folgen der B28 gen Hechingen, passieren die Wurmlinger Kapelle und die Bischofsstadt Rottenburg. Unweit von hier, auf dem Berg linker Hand, thront die Weilerburg. Weht die Fahne, ist der Turm geöffnet. Hier wurde Gertrud von Hohenberg, die spätere Königin Anna von Habsburg und damit die Stammmutter der Habsburger geboren.

Nach wenigen Minuten taucht am Horizont bereits die markante Silhouette einer weiteren Burg auf. Hier begegnen Gäste dem zweiten großen Herrschergeschlecht, das seine Wurzeln am Fuße der Schwäbischen Alb hat: den Hohenzollern. Fast tausend Jahre lang haben sie als Könige von Preußen und schließlich als deutsche Kaiser, darunter Friedrich der Große und Wilhelm II, die Geschicke des heutigen Deutschlands maßgeblich mitbestimmt.

Der Stammsitz des Hauses besticht in erster Linie durch seine Lage, herrschaftliche Optik und grandiose Aussicht. Im Winter lockt ein Weihnachtsmarkt in den Burghof. Optimal für die Besichtigung: Auf dem Parkplatz kurz vor Burg gibt es fünf Stellplätze für Wohnmobile

Bildergalerie

Sigmaringen

Es geht weiter auf der B 27 an der Zollernstadt Balingen und Albstadt vorbei nach Sigmaringen zu einem weiteren Zeugnis der Hohenzollern. Der mobile Gast wählt zwischen Stellplatz mit Schlossblick oder Campingplatz direkt daneben am Fluss.

Insbesondere die Lage des Schlosses über der Donau ist imposant, aber auch die prunkvollen 450 Gemächer mit Kunstschätzen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Besonders sehenswert: eine der größten privaten Waffensammlungen Europas.

Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung an den Bodensee, vorbei an Meßkirch (Heidegger-Museum) bis nach Meersburg, wo Annette von Droste-Hülshoff ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Oder sich doch lieber über die Weiten der Schwäbischen Alb treiben lassen?

 

Infobox

Viele weitere Reiseziele und Wohnmobiltouren in Deutschland finden Sie in unserem Tourenführer Die 20 besten Wohnmobiltouren in Deutschland – Band 1.

Weitere Wohnmobilstellplätze in Baden-Württemberg finden Sie im BORDATLAS oder bei BORDATLAS Online.

Redaktion
Philipp Pilson
Philipp Pilson ist seit Oktober 2018 bei Reisemobil International und Experte für Praxis & Zubehör, Reisen und Social-Media.
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